kalkes aber leicht der Zerstörung anheimfällt, so liefert es bei starken Regengüssen
einen bedeutenden Antheil an den in das Werrathal geführten Geröllmassen. Oft
sieht man daher an den Bergen Wasserrisse und an ihrem Fuße Schutt—
anhäufungen, in den Thalsohlen gewöhnlich trockene verschotterte Bachbetten und
dort, wo sie in das Hauptthal münden, hoch aufgebaute Uferrehnen. Im
Werrathale selbst liegt auf den Geröllmassen, die zum Theil sehr bedeutende
Mächtigkeit besitzen, fruchtbarer Lehmboden, soweit nicht an den Ausmündungen
der Bäche und Wasserrisse jene Schottermassen jüngster Zeit zu lang gestreckten
Schuttkegeln aufgehäuft sind. Insbesondere oberhalb Treffurt lassen sich der—
artige Erscheinungen beobachten, sowohl die erwähnten trockenen, vegetationsarmen,
geröllbedeckten Schotterbetten auf der Sohle der Thalschluchten, als auch die in
das Hauptthal vorgestreckten Schuttkegel, die den Fluß mit Geschieben über
Gebühr versorgen.
3. Gewässernetz.
a) Uebersicht über das Gewässernetz.
„Vergleicht man den Verlauf der oberen Werra,“ sagt Regel („Thüringen“
Bd. J S. 295) „mit den zum Main gehenden Flüßchen der Südwestseite des
Franken- und Thüringerwaldes, so erscheinen letztere von der herzynischen Richtung
wenig beeinflußt, während die Werra bis zum Nordwestende des Gebirges im
Ganzen die herzynische Richtung einhält und daher auf einen tieferen Zusammen⸗
hang mit dieser tektonischen Hauptrichtung hindeutet. — Zeigt der Oberlauf von
der Quelle bis Heimboldshausen die herzynische Richtung, so verläuft hingegen
der Mittellauf bis Mihla nordöstlich, und erst der Unterlauf lenkt wieder in die
nordwestliche Richtung ein. Der Mittellauf setzt sich aus zwei Stücken zusammen:
das erstere, bis Hörschel reichend, liegt im Buntsandstein zwischen dem Rücken
des Richelsdorfer Gebirges und der Nordwestspitze des Thüringerwaldes. Das
zweite Stück, von Hörschel bis Falken, ist ein Durchbruchthal durch den Muschel—
kalkzug, welcher sich hier in den hessischen Ringgau von Thüringen her fortsetzt.“
„Kurz vor Treffurt ist der Durchbruch vollendet; die eben noch enge und
schmale Erosionsrinne wird wieder zu einer breiten Thalebene. Hier beginnt der
Unterlauf, dessen Gesammtrichtung wieder entschieden herzynisch ist. Oestlich der
Werra verläuft in gleicher Richtung die Gotha —Eichenberger Bruchzone, sodaß
wohl auch bei der Ausbildung des Werrathales Spalten betheiligt sein mögen,
wenn auch nur auf kürzeren Strecken, da das Thal in seinen einzelnen Theilen
mit vielfachen Schlingen in das Gestein einschneidet, also Erosionscharakter zeigt.
Verläuft die Werra im Osten des Ringgau längs einer Aufsattelung, so benutzt
ihr Einschnitt weiterhin eine Mulde, welche durch den Sattel des paläozoischen
Werragebirges im Westen und die zum Eichsfeld aufsteigende Schichtenwölbung
im Osten begrenzt wird. — Von Werleshausen bis Witzenhausen steht der Werra—
lauf augenscheinlich mit der Gebirgstörung der Leinemulde in Verbindung. Die
Wasserscheide zwischen unterer Werra und der Leine liegt fast auf der Kreuzung—
stelle der Göttinger und der Gotha—Eichenberger Bruchlinie, auf dem geologisch
so interessanten Bahnhofsterrain von Eichenberg. Gerade am Nordrand des