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owie über die kleinen Eindeichungen bei Meinbrexen und unterhalb Holzminden
enthält die Strombeschreibung.
Auch in den übrigen durch flachere Lage, größere Fruchtbarkeit und wegen
der geringen Meereshöhe durch minder rauhes Klima gegen die Hochflächen des
Dransfelder Höhenlandes und des Sollings bevorzugten Landstrichen, namentlich
im nördlichen Gebietstheile zwischen Weserthal und Ith, im Lenne-Längenthale,
in dem Holzmindener Geländeeinschnitte, sowie in der Schwülme-Furche im Kreise
Uslar befindet sich der Ackerbau und die Viehzucht in guter Entwicklung. Außer
allen Getreidearten, Kartoffeln und Futtergewächsen werden Zuckerrüben für die
Fabriken zu Emmerthal, Holzminden und Uslar angebaut. Mühsamer und
weniger lohnend ist der landwirthschaftliche Betrieb im höheren Hügellande und
auf der Hochfläche, wo die durch Bodengestalt und Bodenbeschaffenheit hervor—
gerufenen Schwierigkeiten (vergl. S. 203,4) durch ungünstige Witterungsverhältnisse
noch vergrößert werden. An den steilen Gehängen der engen Thäler wird der
Ackerbau durch Abschwemmung der dünnen Krume gefährdet. Für den Anbau
von Klee und Hülsenfrüchten muß dem kalkarmen Buntsandsteinboden im Kreise
Uslar Kalk aus der Göttinger Gegend zugeführt werden. Die Verwendung
künstlicher Düngemittel und die zweckmäßige Bewirthschaftung haben auch beim
Kleinbesitze, der am meisten verbreitet ist, allenthalben Eingang gefunden. Wie
die größeren Güter, so sind auch die verkoppelten Feldmarken durchweg gut entwässert
und, soweit die Bodenbeschaffenheit es erforderlich macht, planmäßig dräniert.
Die Grasländereien reichen kaum für den Eigenbedarf aus, da es an aus—
gedehnten Niederungen fehlt, die Wiesenthälchen des hügeligen Geländes meist
nur geringe Sohlenbreite besitzen und die flacheren Lagen des Höhenlandes selten
zum Wiesenbau geeignet sind. Blos auf dem Solling finden sich neben den
übermäßig nassen Brüchern und Mooren auch gute Bergwiesen und Weideflächen
in namhafter Ausdehnung, besonders bei Neuhaus, wo früher ein hannoversches
Gestüt bestanden hat. Vielfach sind die Wiesen an den unteren Gehängen und
in der Sohle der größeren Bachthäler des Buntsandsteingebirges zur wilden Be—
rieselung, stellenweise als Kunstwiesen eingerichtet“). Auch die braunschweigischen
Bachthäler der Holzminde, des Beverbachs, Forstbachs und der Lenne dienen
vorwiegend als Wiesen, welche von den Bächen aus durch die (nicht zu Genossen—
schaften vereinigten) Besitzer bewässert werden. Abgesehen von der Holzminde,
haben die Bäche zur Ableitung der Rieselgräben kleine Stauwerke erhalten. Nur
beim Forstbache wird am Unterlaufe der ganze Thalgrund zur Ackerwirthschaft benutzt.
*) Die 1864 herausgegebene „Festschrift zur Säkularfeier der Kgl. Landwirthschafts—
Gesellschaft zu Celle“ (2. Abth. 1. Band, S. 461) sagt über die Wiesenbewässerungen im
Amte Uslar, sie seien ausgedehnt und lange üblich. „Ist es auch hier meistens nur wilde
Bewässerung, zu deren Anwendung sich die dortigen Lagenverhältnisse sehr vortheilhaft
gestalten, so ist aber doch der Fleiß und die Emsigkeit, mit der selbst die kleineren Grund—
besitzer, nicht selten unter gar schwierigen Verhältnissen, ihren Wiesen Wasser zuzuleiten
wissen, bewundernswerth. In der That finden sich nur selten noch Wiesengründe, die der
Bewässerung entbehren. Jede Quelle, jeder Bach, deren der Solling in allen seinen
Thälern und Schluchten aufzuweisen hat, dient der Bewässerung, sodaß man schon die
Nachtheile beachtet und abzustellen sich bemüht, die durch mangelhaften Wiederabfluß des
Wassers zu Tage getreten sind.“ Auf die neueren mit Entwässerung verbundenen Be—
wässerungsanlagen kommen wir sogleich zurück.