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Am Weserthale bezeichnet Petershagen einen ebenfalls für den Augenschein
narkierten Punkt dieser Grenzlinie. Während bis hierhin die Weser an beiden
Seiten von verhältnißmäßig hohem Gelände begleitet wird und ein nur schmales
Ueberschwemmungsgebiet besitzt, dehnt sich dieses weiter unterhalb zu beträcht—
licher Breite aus, namentlich auf der linken Seite. Die aus dem 8. Jahrhundert
stammende Brückenstadt Minden hat seit alter Zeit den ihr von Südwesten
zugeführten Verkehr auf das rechte Stromufer geleitet, weil auf dieser Seite
die Heer- und Handelstraße nach Bremen, der Hesseweg, festeren Boden vor—
fand als in den unwegsamen Niederungen, die von Petershagen bis oberhalb
Nienburg sich weithin gegen Westen ausbreiten.
Erst bei Liebenau erhebt sich auf der linken Seite ein höherer Geestrand,
der bis unweit Hoya die Thalwand des Weserthales bildet. Auf ihm liegt
gegenüber Nienburg im Gemeindewald bei Lohe der uralte Platz für die Jahres—
versammlungen der Abgeordneten aller sächsischen Gaue (Markloh) und an seinem
Nordende das schon im 9. Jahrhundert gegründete Kloster Bücken. Noch weiter
stromabwärts treten erst wieder bei Bremen die Geestränder nahe genug an
einander, um einen leichten Uebergang über das Stromthal zu gestatten. Unweit
der im 11. Jahrhundert gegründeten Brückenstadt Nienburg hat daher wohl seit
Besiedelung des Flachlandes eine Wegeverbindung zwischen der rechtseitigen
Hauptstraße und dem höheren Geestlande am linken Ufer bestanden, der weiter
westwärts die Hunte oberhalb Wildeshausen überschreitende Folkeweg. Auch
auf der rechten Seite erhebt sich bei Nienburg eine höher liegende Geestfläche,
die im Süden von der Niederung des Steinhuder Meeres gegen die Vorstufe
des Gebirgslandes abgetrennt wird.
Wir erkennen demnach in beiden Gebietstheilen zur Rechten und zur Linken
des Hauptstromthals einen dreifachen Wechsel der Landschaft: auf die Vorstufe
des Gebirgslandes folgt nordwärts eine Niederungszone, an die sich noch weiter
gegen Norden höheres Geestland reiht. Dieses grenzt die bis zum Meere hinziehende
Tieflandschaft ab. — Zum Mittleren Wesergebiete gehört von der Tieflandschaft nur
das Stromthal unterhalb Hoya, soweit es nicht nach der Unteren Weser oder
Aller entwässert wird. Näheres hierüber enthalten die Strombeschreibungen der
Weser und Aller, während' die Gebietsbeschreibung dort endigt, wo die Wasser—
scheiden auf die Winterdeiche gelangen, nämlich bei Dörverden am rechten und
bei der Mündung des Altenbückener Mühlenbachs am linken Weserufer.
J. Weserscharte bis Allermündung, rechte Seite.
1. Bodengestalt.
Dieser Gebietstheil wird durch die Nähe des mit dem Weserthale paral—
elen Leinethals auf so geringe Breite eingeschränkt, daß sich nur wenige größere
Bäche entwickelt haben, deren untere Strecken gleichfalls in die Parallelrichtung
gegen Norden umgebogen sind. Aus dem Vorlande des Gebirges stammen die
Bückeburger Aue mit 179 und die Gehle mit 148 qkm Gebietsfläche. Voll—
ständig dem Flachlande gehören an: der Meerbach mit seinem 343 und der