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Jahren umfangreiche Wiesenmeliorationen durch eine Anzahl von freiwilligen
Verbänden, die sich als Schleusenverbände, Wiesenverbände oder Staugenossen—
schaften bezeichneten, mittels Entwässerung und Berieselung einer rd. 15 qkm
großen Niederungsfläche vorgenommen worden sind. Bis zum Jahre 1872 hatten
die Verbände für diese freilich unvollkommenen Anlagen rd. 159000 Mark aus—
gegeben, wovon nur ein ganz geringfügiger Betrag seitens der ehemals hannover—
schen Staatsregierung als Zuschuß gegeben war; die Erträge der meliorierten
Wiesen hatten bis dahin eine Steigerung auf das Doppelte erfahren. Bald ließ
aber dieses gute Ergebniß nach, da sich die verfügbare Wassermenge mehr und
mehr als unzureichend für die zweckmäßige Bewässerung der ganzen Fläche er—
wies. Die Bereitwilligkeit der Niederungswiesenbesitzer, außer den Verbands—
lasten noch größere Aufwendungen für Gräben, Siele und Brücken auf ihren
eigenen Grundstücken zu leisten, verminderte sich und der innere Ausbau unter—
blieb vielfach. Aus den ersten neunziger Jahren wird berichtet, die Entwässe—
rungsanlagen seien großentheils mangelhaft, eine Ueberstauung im Winter sei
nothwendig, zumal es für die Bewässerung im Sommer und Herbste an Wasser
fehle, und für die Grundstücke am Rande der Niederung seien Moordammkulturen
empfehlenswerth. Besonders erschien es aber als geboten, einen einheitlichen
Wassernutzungsplan für sämmtliche Verbände aufzustellen und die Herrschaft
über den Abflußvorgang zu gewinnen, einestheils durch zweckmäßige Regelung
der Wasserstände des Steinhuder Meeres, anderentheils durch Lösung der Rück—
sichtnahme auf die Nienburger Mühle.
Dem naheliegenden Gedanken, durch zeitweises Anstauen und Ablassen des
Steinhuder Meeres die lästigen Sommerfluthen zu vermindern und das zur An—
feuchtung der Wiesen im Sommer erforderliche Wasser zu gewinnen, standen
jedoch die Wünsche der Umwohner dieses Sees entgegen, namentlich der Grund—
besitzer auf der südlichen, zu Schaumburg-Lippe gehörigen Seite. Im Auftrage
der fürstlichen Regierung war 1876 ein Entwurf bearbeitet worden, die dortige
Moorniederung durch Umwallung und allmähliche Auflandung mit dem aus der
Westaue über Altenhagen herbeizuleitenden, viel Wealdensand enthaltenden Schlick—
wasser trockenzulegen und besser urbar zu machen. Die schaumburgischen Grund—
besitzer hatten aber diesen Entwurf abgelehnt und verlangten eine Senkung des
Seespiegels. Wegen der einander widerstreitenden Forderungen mußte eine
Aenderung der bestehenden Verhältnisse unterbleiben. Um nun wenigstens in den
Grenzen des Erreichbaren die Zustände zu verbessern und die schon seit den
siebzjiger Jahren schwebenden Anträge auf Neumeliorierung bisher noch nicht
ent- und bewässerter Niederungsflächen befriedigen zu können, sollten zunächst die
unklaren Verbandsangelegenheiten durch Bildung von Genossenschaften auf Grund
der jetzt gültigen gesetzlichen Bestimmungen geordnet werden.
In der obersten Niederung zwischen dem Steinhuder Meere und dem
Städtchen Rehburg besteht nach wie vor der Mardorfer Schleusenverband
(2,73 qkm) und in der anschließenden Niederung bis zur Düsselburg die Reh—
burger Ent- und Bewässerungsgenossenschaft (1,15 qkm; Statut vom 26. Ok—
tober 1867), für deren alte Anlagen zur wilden Berieselung vorläufig eine Ver—
besserung von den Betheiligten nicht gewünscht wird. Unter Benutzung älterer