Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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die Hochfluth vom 1. Juli 1885 bei Siedenberg um nur 0,834 m unter dem 
dortigen bekannten Höchststande (3,20 m a. P.). An letzterer Pegelstelle beträgt 
die Durchschnittszahl der jährlichen Ueberschwemmungstage während der Sommer— 
monateerd. 10,4; in 17 Jahren des Zeitraums 1861,1900 hat sie mehr betragen, 
und zwar am meisten (34 Tage) im Sommer 1867. Wie sich aus diesen Zahlen 
ergiebt, überschreitet in der durch ihre vielen großen und scharfen Krümmungen 
den Abfluß erschwerenden Flußstrecke bei Siedenberg jedes kleine Sommerhoch— 
wasser die niedrigen Ufer. 
Nur der Unterlauf besitzt ein tiefer eingenagtes Bett, besonders unterhalb 
Liebenau, wo der Fluß in die Wesermündung eintritt; je näher dem Haupt— 
strome, um so höher erheben sich die Borden der aus Sand und Kies mit 
lehmigem Oberboden bestehenden Uferwände über den Niedrigwasserspiegel. Da 
innerhalb des Rückstaubereichs die Wasserstände der Großen Aue hauptsächlich 
von den weit größeren Schwankungen ausgesetzten Weser-Wasserständen ab— 
hängen, wird das Gefälle zuweilen völlig aufgehoben, aber auch wiederum so 
stark, daß die dem Angriffe unterworfenen Ufer durch Packwerkdeckung gegen 
Abbruch gesichert werden mußten. 
In den oberen Strecken, vom Quellbache abgesehen, bestehen Sohle und 
Ufer meistens aus feinem, stellenweise moorigem Sande, der dem Stromangriffe 
zeringen Widerstand leistet und in den Gruben scharfer Krümmungen steilwandig 
abgebrochen ist. An wenigen Stellen haben die Uferbesitzer zur Verhütung 
iefer Einrisse Schutzbuhnen gebaut, Faschinendeckwerke ausgeführt oder doch 
durch Weiden- und Erlenpflanzungen ihre Ufer zu sichern versucht. Die 
hierdurch und bei der stetigen Veränderung der beweglichen Sohle ins Wandern 
gebrachten Sandmassen werden noch vergrößert von den Nebenbächen her, die 
gleichfalls zeitweise viel feinen Sand in die Große Aue bringen. Zur Niedrigwasser— 
zeit liefern die Moorbäche namentlich humose Sinkstoffe in höchst feiner Ver— 
theilung, die dem Flußwasser seine torfbraune Färbung geben. 
g) Flußbeschreibung der Großen Aue. 
(Form und Bodenzustände des Flußthals.) 
Das Thal der Großen Aue erweitert sich in der Ackerlandzone allmählich 
und nimmt in der Heidezone bis zu 1,5 km Breite an. Vom Beginne der be— 
—DD0 beitragspflichtige Ge⸗ 
lände, das früher den Ueberschwemmungen ausgesetzt war, durchschnittlich 920 m 
breit. Weiter unterhalb dehnt sich die ehemals alljährlich gefährdete Niederung 
fast über die ganze Breite des umgekehrten Deltas aus; ihre Bodenbeschaffenheit 
ist auf S. 244 bereits beschrieben. Seitdem die 0,6 bis 1,0 m hohen beider— 
seitigen Uferwälle die regelmäßig wiederkehrenden Ausuferungen verhüten, war 
es möglich, die Niederung zu entsumpfen, den Gesundheitszustand der Bewohner 
in hohem Maße zu verbessern und dem Viehsterben vorzubeugen. Ganz ver— 
einzelt finden sich noch Sümpfe und stehende Gewässer von geringer Größe, 
besonders die bei der Begradigung abgeschnittenen und noch nicht ausgefüllten 
Schlenken. Vorwiegend dient der Niederungsboden zu Wiesen und Weiden; in
	        
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