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abwärts im Kreise Stolzenau gelegenen Orte, über Vermehrung der für ihre
Wiesen und Weiden ohnehin zu langen Dauer der sommerlichen Ueberfluthungen,
weil einestheils ein Besitzer in der Feldmark Friesland mit einem 254 m langen
Durchstiche die Große Aue um 654 mm begradigt habe und schon früher mehrere
Durchstiche oberhalb ihrer Flußstrecke ausgeführt worden seien, wogegen an—
derentheils unterhalb Reese im Kreise Nienburg das Bett zu schmal und flach
wäre, da für die Räumung und Reinigung dort nichts geschähe. Auch die Be—
sitzer der mit Sommerdeichen geschützten Ländereien bei Binnen und Bühren an
der Mündungstrecke beschwerten sich 1883 über eine Beschleunigung des Hoch—
wasserzuflusses, die durch diese geringfügige Begradigung verursacht sein sollte.
Seit Einführung der regelmäßigen Schauungen (vergl. S. 261) werden solche
Beschwerden bei dieser Gelegenheit erledigt.
4. Anbauverhältnisse und Meliorationen.
Im linkseitigen Gebietsabschnitte (2141 4km) liegen die Anbauverhältnisse wegen
der großen Ausdehnung des Moor- und Heidelandes viel ungünstiger als im recht—
seitigen Abschnitte (vergl. S. 236). Der Prozentsatz des Ackerlandes (rd. 35 /0)
ist etwas, derjenige des Waldes (rd. 7/0) bedeutend kleiner. Wiesen (rd. 130/0)
sind wenig mehr vorhanden, aber viel mehr Weiden (rd. 20/0) und namentlich
mehr Oedland (rd. 180/0). Eine blühende Landwirthschaft hat sich nur in der
Ackerlandzone (Kreise Lübbecke und Minden) am Nordrande des Wiehengebirges
entwickelt. Der Grenzstrich, der das ehemalige Bisthum Minden von der Graf—
schaft Hoya und Diepholz trennt, ist an der Weser etwas dichter, sonst aber
spärlich besiedelt. Noch dünner bevölkert und auf großen Flächen unbewohnbar
ist die Zone der Hochmoore an beiden Seiten der Großen Aue. Neben der
fruchtbaren Weserniederung in den Kreisen Stolzenau, Nienburg und Hoya dehnt
sich sodann in ihnen und im Sulinger Kreise der hohe Geestrücken aus, dessen leichter
Ackerboden eine nicht gerade wohlhabende, aber auch keineswegs dürftige Be—
völkerung ernährt und einer bedeutenden Steigerung seiner Ernteerträge
fähig wäre, die sich durch Verwendung künstlichen Düngers neuerdings beträchtlich
gehoben haben.
a) Anbauverhältnisse und Meliorationen in der Ackerlandzone.
Am Südrande der Ackerlandzone ist der Nordhang des Wiehengebirges,
dessen Boden aus einem, an der steileren Böschung flachgründigen, am mäßig
geböschten unteren Gehänge aber tiefgründigen Gemenge von Lehm mit Kalk—
und Sandsteingerölle besteht, größtentheils bis zur halben Höhe vom Kamme ab
mit Buchen und stellenweise Fichten bewaldet. — In dem angrenzenden, mit
üppigen Feldern bedeckten Gelände macht das gegen Norden geneigte Einfallen
der Gebirgschichten den äußerst fruchtbaren Ackerboden öfters quellig und hat zu
ausgedehnten Dränageanlagen Anlaß gegeben. Mit der gründlichen Entwässerung
ist die Einführung eines zweckmäßigen Wirthschaftsbetriebs, künstlicher Dünge—
mittel und guter landwirthschaftlicher Maschinen in gleichem Maße fortgeschritten;
alle Getreidearten, Hülsenfrüchte und Flachs werden hier im Ueberschuß erzeugt.