Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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wirthschaft, Verwendung von Kunstdünger, Ausdehnung des Klee- und Hackfrucht— 
baues, Urbarmachung der Heideflächen und größere Viehhaltung hat der 
landwirthschaftliche Betrieb in den Geestgemeinden eine erfreuliche Förderung 
erfahren. Dem Mangel an Wiesen wird durch den Anbau von Futtergewächsen 
und bessere Pflege des vorhandenen Graslandes abgeholfen. Vielfach haben die 
Bauern ihre moorigen Bruchstriche zu ertragreichen Wiesen umgewandelt und aus 
den sandigen Thalgründen der Geestbäche mittels wilder Berieselung oder Ueber— 
stauung zweischürige Wiesen gemacht. 
e) Meliorationen im Gebiete der Großen Aue. 
(Rahdener Wassergenossenschaft.) 
Die beiden letztgenannten Zonen gehören innerhalb unseres Gebietsabschnitts 
größtentheils zum Niederschlagsgebiete der Großen Aue, in dem eine erhebliche 
Zahl von Meliorationen, fast ausschließlich zur Gewinnung besserer Wiesen, aus— 
geführt worden sind. Die kleinen, innerhalb der Ackerlandzone im Auegebiete 
hergestellten Ent- und Bewässerungsanlagen haben wir bereits auf S. 265 be—⸗ 
trachtet. An sie reiht sich die weitaus bedeutendste Melioration des Gebiets— 
abschnitts, nämlich diejenige der Sozietät zur Regulierung der Gewässer im 
nördlichen Theile des Kreises Lübbecke mit dem Sitze zu Rahden, daher auch 
kurzweg Rahdener Wassergenossenschaft genannt (102,77 4km; Statut vom 
12. August 1884). Sie erstreckt sich auf 16 westfälische Gemeinden, deren vor— 
zugsweise aus Wiesen und Weiden bestehende, früher alljährlich überschwemmte 
uind versumpfte Grundstücke gegen Hochwasser geschützt, entwässert, vor Aus— 
trocknung bewahrt und bewässert werden. Bis zum Jahre 1855 verlief das 
Frühjahrshochwasser im umgekehrten Delta der Großen Aue öfters so langsam, 
daß sich an seine Ueberschwemmungen die sommerlichen Ausuferungen der fächer⸗ 
förmig zusammenfließenden Wasserläufe reihten und die Niederung an der Nord⸗ 
spitze des Kreises Lübbecke bis in den Spätherbst hinein unter Wasser blieb. 
Der planmäßige, mit Eindeichung verbundene Ausbau der Großen Aue von 
Haßlage ab, der Kleinen Aue von Diekerort ab, des Großen Diekflusses von 
der Schuhbrücke ab und der Wickriede von Langenhorst ab war die Vorbedingung 
für die Anlage eines ausgedehnten Netzes von Entwässerungsgräben, das die 
Trockenlegung der entferntesten Theile des Genossenschaftsgebiets zu ermöglichen 
bestimmt war. Außer 59 kin begradigten Flußläufen und 166 km Gräben sind 
15 Stauschleusen, 146 Kastenschleusen und 255 Brücken hergestellt worden.*) Die 
Haltung des Grundwasserstandes und Ueberstauung der hierfür geeigneten Wiesen⸗ 
flächen gehören zu den Aufgaben der Genossenschaft, wogegen die eigentlichen 
Bewässerungsanlagen im Anschlusse hieran von den Einzelbesitzern oder Sonder⸗ 
verbänden ausgeführt werden sollten und zum Theile auch ausgeführt sind. 
*) Diese auf Angabe der Meliorationsbaubeamten beruhenden Zahlen stimmen theil⸗ 
weise nicht überein mit denjenigen in der „Denkschrift betr. die Regulierung der Gewässer 
im nördlichen Theile des Kreises Lübbecke“ (Münster 1865), herausgegeben von v. d. Horst. 
Wie aus den folgenden Mittheilungen hervorgeht, hat die Melioration seitdem wesentliche 
Umgestaltungen erfahren. Von der 102,18 qkm großen Fläche waren damals 48,4 0/0 als 
Wiese, 3,220/, als Acker, 21,60/0 als Weide, 26,89/0 als Heide und Moor katastriert.
	        
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