Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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»ielfach stehende Gewässer bildeten. Bei anhaltendem Regen oder bei höheren 
Fluthen wurden auch hier die Ländereien weit überschwemmt; aber auch bei 
niedrigeren Wasserständen konnte das tief gelegene Gelände nicht genügend ent— 
wässert werden, wodurch eine Versäuerung des Bodens eingetreten war. Die 
zur Abhülfe dieser Uebelstände schon wiederholt gemachten Vorschläge für die 
Verbesserung der Vorfluth scheiterten immer an der Höhe der Kosten. Erst im 
Jahre 1889 gelang es, auf Grund eines auferd. 800 000 Mark veranschlagten Ent— 
wurfes eine Genossenschaft zustandzubringen, welche die geplanten Bauten aus— 
führte. Es handelte sich dabei um die Herstellung einer Stauschleuse mit Oeffnungen 
von je 8 mm Lichtweite für die Abhaltung der von unten her eindringenden Fluthwellen 
und um Begradigung der Geeste zur Schaffung besserer Vorfluth für die flußabwärts 
kommenden Wassermengen. Die zu letzterem Zwecke ausgeführten 12 Durchstiche 
von 0,5 bis zu 5,0 kKmä Länge, die den Flußlauf um ungefähr 9 kmabkürzten, 
haben in der oberen Strecke einen Querschnitt von 3,0 m Sohlenbreite, 10,8 m 
oberer Breite und 2,6 m Tiefe und erweitern sich nach unten hin zu einem 
Querschnitte von 5,8 m Sohlenbreite, 32,8 moberer Breite und 5,56 m Tiefe. 
Bei der Ausführung der Anlage fand eine ganz erhebliche Ueberschreitung der 
Kosten statt, was namentlich auf den theueren Grunderwerb und auf eine starke 
Steigerung der Arbeitslöhne zurückzuführen ist. Die Genossenschaft befindet sich 
daher, obgleich der Staat und die Provinz ungewöhnlich hohe Unterstützungen 
durch unmittelbar gewährte Beihilfe und durch billige Darlehne gewährt haben, 
in einer sehr mißlichen Lage. Die ausgeführte Anlage hat sich indessen bewährt; 
namentlich haben sich die Verhältnisse gebessert, nachdem man damit vor— 
gegangen ist, Folgeeinrichtungen für Ent- und Bewässerungen der einzelnen 
Ländereien durchzuführen, zu welchem Zwecke sich 1900 eine Meliorations— 
genossenschaft zu A.-Luneberg gebildet hat. 
Wie im Bd. III bei der Betrachtung des Deichwesens in der Grafschaft 
Hoya näher mitgetheilt ist, haben die Ansichten über die Nothwendigkeit von 
Ueberfällen in der linkseitigen Eindeichung der Unteren Weser oft gewechselt. 
Nicht blos der Umstand, daß sie ohne eine gründliche Umgestaltung der jetzigen 
Deichverhältnisse (Beseitigung der Deichengen, Verstärkung der Deiche) nicht zu 
entbehren sind, hat immer wieder zu ihrer Anlage geführt, wenn sie zuvor ge— 
schlossen worden waren, sondern früher auch der Wunsch, für die Binnenfelder 
eine düngende Beschlickung zu gewinnen. Noch im 17. Jahrhundert verlangten 
die vom Strome weit entfernten Ortschaften bei Bruchhausen alljährlich Weser— 
wasser, das ihnen hauptsächlich durch den oberhalb des Fleckens Hoya hergestellten 
Ueberfall und über die niedrige Verwallung am Altenbückener Mühlenbache zufloß. 
Nachdem diese aufgehöht und der genannte Ueberfall nach dem 1882 erfolgten 
Deichbruche beim Schließen des Deiches nicht erneuert worden war, hörte die bis 
dahin durch den Eintritt des Hochwassers herbeigeführte Ueberschlickung des Ge— 
ländes auf. Infolgedessen gingen bei vielen, in den hannoverschen Aemtern Syke 
und Bruchhausen, sowie im braunschweigischen Amte Thedinghausen gelegenen 
Ländereien, die auf düngende Bewässerung angewiesen sind, die Erträge erheblich 
zurück. Dazu kam noch, daß verschiedene Flächen, die wegen ihrer niedrigen 
Lage eine schlechte Entwässerung hatten, versumpft oder doch versauert waren.
	        
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