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Um diesen Uebelständen abzuhelfen, wurde eine umfassende Anlage empfohlen,
die eine bessere Entwässerung und eine Bewässerung mit düngendem Weserwasser
herbeiführen sollte. Die Annahme des hierfür aufgestellten Entwurfes, der ein
Gebiet von 72,5 qkm umfaßte und dessen Ausführung auf 3186 000 Mark ver—
anschlagt war, scheiterte indessen an dem Widerstande einiger Ortschaften, wes—
halb bei der weiteren Verfolgung der Angelegenheit die Ortschaften Leeste und
Brinkum eine gesonderte Anlage erhalten mußten. Der nunmehr für den süd—
lichen Theil des Meliorationsgebiets aufgestellte Entwurf bezog sich auf eine Fläche
von rd. 47 qkm, wovon etwa auf braunschweigischem und ẽ/ auf preußischem
Gebiete liegen. Die Verbesserung der Grundstücke sollte auch bei diesem Ent—
wurfe durch vollständige Entwässerung des betreffenden Theiles der Niederung
und Zuleitung frischen Wassers erfolgen. Zur Verwirklichung dieses Planes
wurde die Syke — Bruchhauser Meliorationsgenossenschaft gebildet, deren
Statut am 28. Juli 1882 Genehmigung fand.
Die hiernach zur Ausführung gekommene Anlage möge im Folgenden kurz
beschrieben werden. Die Zuleitungskanäle bestehen aus einem Hauptkanale, der
im Allgemeinen das Gebiet im Südwesten begrenzt, und aus 7 Zweigkanälen,
die vom Hauptkanale ausgehen. Der Hauptzuleitungskanal zweigt 1 Kmeoberhalb
Hoya aus dem Strome ab mit einer in Steinbau hergestellten Einlaßschleuse im
Weserdeiche, die 3 Oeffnungen von je 8,3 m Lichtweite hat. Bei Stapelshorn,
8kmeovon dieser Einlaßschleuse entfernt, ist im Hauptkanale eine zweite Schleuse
mit 12 mm Lichtweite eingebaut, die einerseits den Abschluß des Hauptkanals
bewirken soll, falls oberhalb Deichbrüche eintreten, andererseits aber bezweckt,
das Wasser im Kanale unter Umständen aufstauen zu können, um es den hoch—
gelegenen Grundstücken durch den Wöpser und Martfelder Seitenkanal zuzuführen.
Die Bäche, die den Hauptkanal schneiden, sind in eisernen Röhren unter ihm
hindurch geführt; nur der Süstedter Bach ist in einer eisernen Ueberführung über
ihn hinweg geleitet. Die Entwässerung des Gebiets erfolgte durch Ausbau der
Eyter, des Süstedter Baches und der kleinen Wasserläufe.
Bei der bis Ende 1887 in der Hauptsache beendigten Bauausführung
wurden die auf 1,97 Millionen Mark veranschlagten Kosten ganz beträchtlich
überschritten, namentlich infolge der Steigerung der Löhne, die durch die gleich—
zeitig ausgeführten Anschluß- und Hafenbauten auf dem nahe gelegenen bremischen
Gebiete hervorgerufen wurde, und wegen der kostspieligen Ergänzungsarbeiten.
Während die ganze Meliorationsfläche 46,48 qkm beträgt, wovon 6,67 qkm
im braunschweigischen Amte Thedinghausen liegen, haben bis zum Jahre 1897
die Kosten rd. 3,17 Millionen Mark betragen, wovon über / vom preußischen
Staate unverzinslich und von der Provinz Hannover unter sehr günstigen Be—
dingungen dargeliehen worden ist. Wegen der schwierigen Lage der Genossen—
schaft mußten ihr die beiden betheiligten Regierungen und die hannoversche
Provinzialverwaltung 1898 durch weitere Gewährung von 1,045 Millionen Mark
zur Ausführung von Sanierungsarbeiten zu Hülfe kommen. Denn obgleich die
Anlage insofern von günstiger Wirkung war, als die Entsäuerung des Bodens
vor sich gegangen ist, hat sie ihren wichtigsten Zweck einstweilen noch nicht erreicht,
nämlich die Zuführung einer in der Zeit des Bedarfes stets genügenden Wasser—