Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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dehnte sich in der Diluvialzeit ein mächtiger See aus, der die Wassermassen 
von der Südwestseite des Thüringerwaldes und von der nordöstlichen Rhön auf— 
sammelte; sein Abfluß erfolgte vermuthlich westwärts über den Hönebacher Paß 
nach der mittleren Fulda. Die von Sallmannshausen bis Hörschel östlich ge— 
richtete Strecke des Werrathals mag damals in umgekehrter Richtung von den 
Wassermassen durchflossen worden sein, welche die untere Hörsel aus dem nord— 
westlichen Theile des Thüringerwaldes hinzubrachte, bevor das bei Hörschel be— 
ginnende Durchbruchthal ausgenagt war. Von da bis kurz vor Treffurt bildet 
nämlich die mittlere Werra ein steil in die Muschelkalkplatte eingeschnittenes 
Erosionthal. „Denn der Ringgau ist nur die hessische Halbinsel der südlichen 
hüringischen Muschelkalkplatte“, sagt Regel in jenem Werke (a. a. O. Bd. IS. 79). 
„Besonders bei Kreuzburg und oberhalb Falken fallen die Ufer sehr schroff ab. Bei 
Treffurt namentlich ist das landschaftliche Bild sehr malerisch durch die gewaltigen 
Felsenmauern des Heldrasteins. Der Namen porta Thuringiaca für diese 
Gegend ist in der That gerechtfertigt; denn auch von rechts ist die Abdachung 
des Hainichs an den Wänden der Adolfsburg über dem Normannstein eine 
ziemlich steile.“ 
Während der Oberlauf der Werra im großen Ganzen annähernd herzynische, 
der Mittellauf dagegen vorwiegend nordöstliche Richtung besitzt, weist der Unter— 
lauf wiederum in der Hauptsache herzynische Richtung auf. Kurz vor Treffurt 
ist der Durchbruch durch den Muschelkalkzug, der bei Kreuzburg als Störungs— 
erscheinung einen tiefen Bruch erfahren hat, vollendet: etwa an der Mündung 
des von Schnellmannshausen kommenden Baches zwischen Falken und Treffurt. 
Allmählich wird das Thal weiter, besonders gegen Wannfried und Eschwege hin. 
Von da ab benutzt die untere Werra eine Mulde zwischen den westlich an— 
steigenden paläozoischen Vorbergen des Meißnerlandes und der ostwärts zum 
Eichsfelde aufsteigenden Schichtenwölbung. Auf kürzeren Strecken folgt vielleicht 
ihr Thal den durch die Gotha—Eichenberger Bruchzone entstandenen Spalten; 
meistens ist es ein mit vielen Schleifen in das Gestein eingeschnittenes Erosion— 
thal. „In einer Thalweitung liegt Sooden-Allendorf; bei Lindewerra sind die 
Windungen eng, die Abstürze von rechts steil“, sagt Regel (a. a. O. Bd. J S. 80). 
„Diese Gegend ist ein Gebiet zahlreicher Brüche und Verwerfungen; da, wo 
zwei Hauptbrüche zusammenstoßen, erhebt sich die Ruine der alten Burg Hanstein 
mit herrlichem Blick auf die Schlangenwindungen der Werra, die massigen 
Wände des Meißners und den Kaufungerwald.“ Nachdem der Flußlauf am 
Ende des bisherigen, vielfach gestörten Gebiets von Witzenhausen bis oberhalb 
Hedemünden noch eine Depressionsfalte durchflossen hat, windet sich zuletzt sein 
tief eingenagtes Erosionthal mit Richtung gegen West-zu-Nord durch das Bunt— 
sandsteingebirge nach dem Mündener Thalkessel, wo sich der Hauptquellfluß mit 
der Fulda zur Weser vereinigt. 
2. Grundrißform. 
Wie die übersichtliche Betrachtung zeigt, läßt sich erwarten, daß die Gesammt— 
entwicklung der Werra wegen des schroffen Richtungswechsels, der beim Mittel—
	        
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