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sind. Für die 211 melange flöß- und schiffbare Werra entspricht dies einem
Wasserverkehre von rd. 1 Million tkm.
Oberhalb Wernshausen ist, wie auf S. 10 angegeben, die seither noch bei
hohen Frühjahrswasserständen betriebene Scheitholzflößerei bis nach Meiningen
seit 1899 ganz eingestellt worden. Für die von der Flößereigenossenschaft zu
Wernshausen betriebene Floßfahrt unterhalb der Schmalkaldemündung bis Wann—
fried gilt die von den betheiligten Uferstaaten getroffene, auf S. 362 erwähnte
Vereinbarung (durch die betheiligten preußischen Ministerien am 24. Januar 1900
genehmigt), derzufolge die einzelnen Staaten verpflichtet sind, den Flußlauf in
einem zur Flößerei geeigneten Zustande zu erhalten. Etwaige Uebertretungen
polizeilicher Anordnungen in der schiffbaren Strecke werden nach der dem Wasser—
bauinspektor gegebenen Anweisung vom 12. September 1888 behandelt.
Unterhalb Wernshausen sind daher alle Mühlenwehre mit Floßdurchlässen
einfachster Art versehen; nur die Stauanlagen bei Münden, Allendorf und Esch—
wege, neuerdings auch bei Wannfried, haben Kammerschleusen. Meistens bestehen
die Floßdurchlässe aus mehreren neben einander liegenden Schützöffnungen mit
hölzernen Schützen und Losständern, nach deren Wegnahme ein Durchlaß von
rd. 4 bis 5,6 mm Lichtweite frei wird. Die als Ersatz der Floßrinne 1899 vom
Besitzer des Mühlenwehrs bei Wannfried in Beton gebaute, nur für die Floß—
fahrt bestimmte Kammerschleuse bei Wannfried hat 4,30 m Thorweite und 21,0 im
nutzbare Kammerlänge, eine geringste Wassertiefe von O,80 m über dem Drempel,
am Oberhaupte einen Rollschütz, am Unterhaupte Stemmthore. Da sie sich durch
leichte und schnelle Bedienung auszeichnet, für den Mühlenbesitzer aber durch
Ersparniß an Betriebswasser vortheilhaft ist, hat die Schauberathung vom
14. Juli 1900 diese Anlage als Muster für die übrigen Stauwerke empfohlen.
Ferner wurde bei der Berathung als wünschenswerth bezeichnet, daß an den
Floßdurchlässen bei Berka und Falken, die bisher noch keine Aufzugsvorrichtungen
besitzen, solche bei Hochwasser leicht zu bedienende Vorkehrungen angebracht werden,
um dem durch verspätete Beseitigung des Verschlusses verursachten Hochwasserstau
und seinen nachtheiligen Folgen vorzubeugen.
Die Floßfahrt beginnt in der Regel im März, zuweilen schon im Februar
und dauert bis in den November, manchmal bis in den Dezember. Während
des Spätsommers wird sie aber durch niedrige Wasserstände in manchen Jahren
vollständig unterbrochen. Etwa ein Drittel des jährlichen Floßverkehrs entfällt
zu annähernd gleichen Theilen auf die Monate März und November, die sich
durch Wasserfülle vor den Sommermonaten auszeichnen.
4. Eindeichungen. Entwässerungen.
Eindeichungen und die gewöhnlich mit solchen verbundenen Entwässerungs—
anlagen spielen im Werrathale eine sehr bescheidene Rolle, da die Niederungen
vorzugsweise zur ertragreichen, großentheils auf die Düngung durch das Hoch⸗
wasser rechnenden Wiesenkultur benutzt werden. Meistens ist der Wiesenboden
durchlässig genug, um keine größeren Entwässerungsanlagen nöthig zu— machen
und bedarf sogar in den oberen Strecken vielfach der Bewässerung. Kleinere