Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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Herrschaft über das Wasser zu gewinnen. Hierdurch beginnen zuweilen die 
Ausuferungen früher, als nöthig wäre. Wenn aber die Hochwassermenge derart 
anwächst, daß sie das Flußbett auch an den nicht gestauten Stellen nicht mehr 
zu fassen vermag, so verliert sich die Einwirkung der Wehre auf den Abfluß 
des Hochwassers umso mehr, je höher dieses ansteigt. 
b) Brückenanlagen am Quellbache, Ober- und Mittellaufe. 
Im Oberlaufe ist die größte Abflußmenge noch gering genug, um in 
Brückenöffnungen von mäßiger Lichtweite abgeführt werden zu können. Beispiels— 
weise hat in Meiningen die sekundliche Wassermenge der Hochfluth vom 
27./28. Juni 1871 nach den Berechnungen 228, bei der Hochfluth vom 
24. November 1890 bis zu 291 cbm (entsprechend der sekundlichen Abflußzahl 
O,29 cbim/ 4km) betragen; der Höchststand lag 3,06 m über dem Mittelwasser für 
1881/ 1900 und 3,67 m über dem bekannten niedrigsten Wasserstand. Da das mitt— 
lere Gefälle dort rd. 1,230/00 beträgt, reicht der 170 qm große Durchflußquerschnitt 
der oberen Brücke völlig aus zur unschädlichen Abführung des Hochwassers, das 
vor der Brücke 320 qm Querschnittsfläche benetzt; die auf 3 Oeffnungen vertheilte 
Lichtweite der Brücke beträgt 55,0 mm. Gleichwohl hat bei dieser Brücke sowohl, 
wie bei der in 3 Oeffnungen 45,4 m weiten unteren Brücke im November 1890 
eine durch das Gelände begünstigte seitliche Abströmung stattgefunden. 
In der unteren Strecke des Oberlaufs bringen die Schmalkalde, Felda 
und namentlich die Ulster den größten Zuwachs an Hochwasser. Für die unter— 
halb der Schmalkaldemündung liegende Eisenbahnbrücke der Linie Wernshausen — 
Schmalkalden hat sich eine auf 1 Flußöffnung und 3 Fluthöffnungen vertheilte 
Lichtweite von 57,0 m als ausreichend erwiesen, ebenso für die Eisenbahnbrücke 
der Linie Immelborn—Liebenstein die in 3 Oeffnungen 57,6 mm betragende Licht— 
weite, wogegen an den in der Nähe befindlichen Straßen- und Wegebrücken bei 
Wernshausen, Herrenbreitungen und Barchfeld mit nur 19,0 bis 39,8 mm Licht— 
weite die Zufahrtwege auf mehr oder weniger große Länge und Tiefe vom Hoch— 
wasser überströmt werden. Beispielsweise liegt an der in 2 Oeffnungen 33,6 m 
weiten steinernen Straßenbrücke bei Barchfeld, die 125 qm Hochfluthquerschnitt 
besitzt, der Straßendamm so hoch, daß ihn nur ein so ungewöhnliches Hochwasser 
wie das vom 24. November 1890 überströmen kann, das dort bis zu rd. 3m 
über Mittelwasser und 3,7 mm über den niedrigsten bekannten Wasserstand an— 
wuchs, während an der in 2 Oeffnungen 19,0 m weiten hölzernen Schwarzen 
Brücke bei Herrenbreitungen, die blos 45 qm Hochfluthquerschnitt besitzt, der 
Zufahrtweg nahezu in Geländehöhe liegt. Eine neue Brückenanlage ist bei Tiefen— 
ort zur hochwasserfreien Verbindung dieses Ortes mit dem am linken Ufer ge— 
legenen Bahnhofe in Aussicht genommen. Unterhalb der Feldamündung wird 
die Werra bei Vacha im Zuge der alten Franfurt —Leipziger Straße von einer 
schon 1342 erbauten steinernen Brücke“*) überschritten, die in 14 Oeffnungen für 
*) Das Erbauungsjahr dieser ältesten Werrabrücke läßt vermuthen, daß schon früher 
bei Vacha eine Brücke bestanden hat, die bei der im Januar 1342 stattgehabten Hoch⸗ 
fluth, der größten des Mittelalters, ja vielleicht der größten überhaupt jemals im Weser— 
stromgebiete aufgetretenen Hochfluth, zerstört worden sein mag.
	        
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