2. Abtheilung. 2. Kapitel.
Die Julda.
J. Ilußlauf und Ilußthal.
1. Uebersicht.
Die Fulda entspringt im Fuldabrunnen, einer vom Rhönklube gefaßten
und mit der Höhenangabe — 855 mmebezeichneten Quelle, am Südosthange der
Großen Wasserkuppe (4. 950 m), des höchsten Berges der Hohen Rhön. Von
Gersfeld, wo der südwärts gerichtete Hauptbach sich mit einigen strahlenförmig
zusammenrinnenden Bächen vereinigt, bis zur Einmündung der vom Schlüchterner
Landrücken kommenden Fliede bei Ziegel hat der Quellbach vorherrschend
westliche Richtung. Von der Fliedemündung ab geht dagegen die Hauptrichtung
der Fulda gegen Norden, freilich nicht gradlinig, sondern im Oberlaufe bis
zur Haunemündung bei Hersfeld mit einem flachen, nach Westen vortretenden
Bogen, sodann im Mittellaufe bis zur Einmündung der Eder mit einem Knie,
dessen kürzerer Schenkel nordöstlich, der längere nordwestlich gerichtet ist; im
Unterlaufe biegt schließlich der Fluß wieder nach Nordosten hin um.
Mit Ausnahme des Kasseler Thalbeckens ist das Fuldathal fast überall in
den Buntsandstein eingeschnitten und als Erosionthal anzusehen, worauf die zahl—
reichen scharfen Schleifen (eingesenkten Mäanderwindungen) des Thales hinweisen.
Offenbar waren aber auf längeren Strecken Absonderungsklüfte, die in großen
Gebieten regelmäßig zu verlaufen und sich nahezu rechtwinklig zu schneiden
oflegen, für die Hauptrichtung der Erosion maßgebend. Beispielsweise dürfte
dies der Fall sein von Fulda bis Schlitz und von Malsfeld bis zur Eder—
mündung, wo freilich die Mäanderwindungen jene Erscheinungsform der recht—
winkligen Knicke undeutlich machen, namentlich aber von der Jossamündung bis
Malsfeld, wo das Flußthal das oben bereits erwähnte Knie mit 25 kmälangen
Schenkeln bildet.
Vermuthlich hat der Thalweg seine jetzige Form in der Hauptsache zur
jüngeren Tertiärzeit nach Entstehung der Basalte erhalten. Die Basaltgebilde
der Rhön, des Vogelsberges, des Knüllgebirges und Homberger Höhenlandes,
des Meißnerlandes, des Habichts- und Reinhardswaldes ziehen zu beiden Seiten