Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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2. Einwirkung der Nebenflüsse. 
Bei einem allgemeinen Hochwasser füllt das Flußbett sich unter der Ein— 
wirkung der zahlreichen und meist recht gefällreichen Seitengewässer allenthalben 
rasch an. Aber nicht nur der Fuß, sondern auch der Scheitel der Fluthwelle 
schreitet größtentheils rasch vorwärts. Denn schon ehe das Hochwasser von der 
Hohen Rhön und vom Schlüchterner Landrücken her eintrifft, bringen die Ge— 
wässer des Vogelsberges und des Knüllgebirges ihre Fluthwellen in den Fluß, 
und an der Mündung der Haune treffen zunächst wohl die Wellen der Aula, 
Jossa, Schlitz und Lüder ein. Die Haune selbst scheint einen etwas weniger 
schnellen Abflußvorgang zu besitzen, was sich aus dem Umstande ableiten läßt, 
daß der Fluthscheitel der Hauptfluß-Fluthwellen die obere Strecke des Mittellaufs 
unterhalb der Haunemündung oft nur mit mäßiger Geschwindigkeit zurücklegt. 
Deshalb kommt das Hochwasser aus dem mittleren Gebiete der Eder dem der 
mittleren Fulda fast regelmäßig zuvor (vergl. S. 55). Da die Höchstmenge der 
Eder gewöhnlich auch anderthalbmal bis doppelt so groß ist wie die der mittleren 
Fulda, so ist hauptsächlich dieser wichtige Nebenfluß für die Höhe und die Fort— 
pflanzung des Hochwassers im Unterlaufe der Fulda maßgebend. Die Antheile 
aus dem oberen Eder- und oberen Schwalmgebiete kommen hierbei jedoch erst in 
zweiter Linie in Betracht, weil das von dort herrührende Hochwasser sich meist 
erst mit dem der mittleren Fulda vereinigt. Vielmehr übt die größte Einwirkung 
auf die Fluthwelle der unteren Fulda das aus den Nebenbächen der mittleren 
und unteren Eder, sowie vom unteren Schwalmgebiete rasch zusammenfließende 
Hochwasser aus. Trotz jener Vertheilung der Hochwassermengen spielt die ganze 
Erscheinung sich gewöhnlich doch in so wenigen Tagen ab, daß die Fluthwelle 
auch im Unterlaufe des Flusses eine einheitliche Form behält, die gegenüber den 
Fluthwellen der Werra sogar als spitz zu bezeichnen ist. Auch zu Zeiten nicht 
außergewöhnlicher Wasserstände verdankt die untere Fulda den größeren Theil 
ihrer Wassermenge der Eder. 
Während solche allgemeinen, das ganze Flußgebiet mehr oder weniger 
gleichzeitig und gleichmäßig betreffenden Hochwassererscheinungen fast ausschließlich 
in der winterlichen Jahreshälfte, etwas seltener in den ihr zunächst benachbarten 
Monaten vorkommen, bildet der Sommer die Zeit der mehr vereinzelt, aber zu— 
weilen sehr heftig an dem gerade betroffenen Wasserlaufe auftretenden Hoch— 
fluthen, die von den häufig mit Gewittern verbundenen wolkenbruchartigen Regen— 
güssen verursacht werden. Die winterlichen Hochfluthen rühren im Fuldagebiete 
keineswegs immer von der Schneeschmelze her, sondern ebenso oft oder noch öfter 
von Niederschlägen, die nicht als Schnee fallen und örtlich meist weniger stark 
als die sommerlichen Gewitterregen, aber nachhaltiger und in weiterer Ver— 
breitung auftreten. Jeder einzelne Wasserlauf braucht dabei nicht in übermäßige 
Erregung zu kommen, um doch durch das gleichzeitige Zusammenwirken vieler 
Seitengewässer im Hauptflusse eine ansehnliche Fluthwelle hervorzurufen. Anderer— 
seits finden zuweilen in den Seitengewässern innerhalb weniger Tage sehr 
bedeutende Hochwasser statt, ohne daß in der Fulda mehr als eine starke, aber 
meistens noch unter der Hochwassergrenze bleibende Anschwellung zu finden wäre.
	        
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