Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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Stauhöhe (2,3 w) nutzt das bereits am Beginne des 16. Jahrhunderts gebaute 
Kasseler Wehr aus; demnächst folgt (2,0 n) das aus dem Anfang des 17. Jahr— 
hunderts, also wohl gleichzeitig mit der Schiffbarmachung hergestellte Rotenburger 
Wehr. Die anderen Wehre sind gleichfalls zum Theile im 17. oder 18. Jahr— 
hundert angelegt oder bei früherer Erbauung nachträglich mit Schiffschleusen ver— 
sehen worden, das Wehr bei der Neuenmühle nachweislich 1721. Bei Roten— 
hurg dient die Wasserkraft zum Betriebe einer Mahlmühle mit 1 Turbine und 
2 Rädern, bei N.-Morschen für eine Mahlmühle mit zwei Rädern, bei Melsungen 
für eine Mahl- und Schneidemühle und eine Lohgerberei mit zusammen 3 Rädern 
am rechten, eine Mahlmühle und Garnspinnerei mit zusammen 5 Rädern am 
linken Ufer, bei Guxrhagen für eine Mahl- und Farbmühle mit 2 Turbinen am 
rechten, eine Mahlmühle mit 3 Rädern am linken Ufer, bei der Neuenmühle 
für den Betrieb des Wasserwerkes der Stadt Kassel und zur Speisung der 
Wasserbecken in der Karlsaue mit 4 Turbinen, in Kassel für eine Holzschleiferei 
mit 2 Turbinen am rechten, eine Mahlmühle mit 2 Turbinen am linken Ufer. 
Für das Wasserwerk der Stadt Kassel wird seit 1892 ein Theil des Be— 
darfes aus Grundwasserbrunnen an der Fulda bei Neuenmühle entnommen und 
durch ein von den oben genannten Turbinen betriebenes Pumpwerk nach dem 
Hoch-Wasserbehälter gehoben. Abgesehen von der nicht für die Trinkwasserver— 
sorgung bestimmten Druselwasserleitung (vergl. S. 68) besteht in Kassel seit 1726 
die Eichwasserleitung zur Versorgung von 9 Laufbrunnen in der Unterstadt, die 
aus den auf dem Fischhofe im Lossethale oberhalb Bettenhausen zu Tage tretenden 
Quellen gespeist wird. Weit größere Bedeutung hat die Quellwasserleitung, 
die das Speisewasser aus dem oberen Niestegebiete oberhalb des Dorfes Nieste 
mit einer 24 kmelangen Leitung nach dem Hoch-Wasserbehälter auf dem linken 
Fuldaufer führt. Diese 1872,73 hergestellte Anlage war dazu bestimmt, bis zu 
6200 cbm Wasser am Tage für das städtische Rohrnetz zu liefern, ließ aber in 
chrer Ergiebigkeit bald derart nach, daß zur Ergänzung des wachsenden Bedarfes 
die erwähnte Grundwasserversorgung angelegt werden mußte. In den Jahren 
1896/97 betrug der tägliche Wasserverbrauch im Durchschnitt 6951 cbin, wovon 
1187 aus der Quellwasserleitung, 2764 aus dem Grundwasser entnommen wurden; 
der größte Tagesverbrauch steigerte sich bis zu 8825 cbm. Flußverunreinigungen 
finden vielfach durch Einleitung ungereinigter Abwässer aus städtischen Kanälen 
und Fabriken statt, namentlich bei Kassel. Dort haben sich im Sommer 1893 
hierdurch Nachtheile bemerklich gemacht, als bei der ungewöhnlich kleinen Wasser— 
führung das Oberwasser zeitweise für die Triebwerke angesammelt und der 
aunteren Strecke so lange entzogen wurde; die nicht genügend verdünnten Ab— 
wässer verunreinigten alsdann das Unterwasser in solchem Maße, daß viele 
Fische starben. Dieser Uebelstand kann sich indessen kaum wiederholen, nachdem 
1900 für die Reinigung der städtischen Abwässer eine zweckmäßige Kläranlage 
angelegt worden ist, in die auch das Abwasser der jetzt kanalisierten Unterneu— 
stadt mit einem Dücker durch die Fulda eingeleitet wird. Auch soll für die 
Kasseler Wehranlage demnächst ein den unregelmäßigen Wasserverbrauch durch 
die Turbinen möglichst einschränkendes Mindeststauziel eingeführt werden, wie es 
seit November 1892 für diejenige an der Neuenmühle besteht, wo das Mindest—
	        
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