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leer waren. Da von vielen Berichterstattern derartige Umwandlungen nicht als
Aufforstungen, sondern als Aenderungen des Holzbestandes betrachtet worden
sind, ist kein zahlenmäßiger Vergleich möglich. Jedenfalls hat sich aber die
gesammte Waldfläche um einen geringen Prozentsatz vergrößert, obgleich einige
Waldbestände geopfert werden mußten, um der Forstverwaltung die unbeschränkte
Herrschaft über die nachhaltige Pflege des Waldes zurückzugeben.
f) Einwirkung des Waldes auf den Abflußvorgang.
Durch die Aufforstung der Huteflächen, deren dürftiger Graswuchs auf
steilen Hängen das rasche Ablaufen des Regenwassers und die Ausbildung von
Wasserrissen nicht zu verhindern vermochte, erzielt man mit der Zeit auch in
wasserwirthschaftlicher Beziehung unmittelbaren Nutzen, weil eine umso bessere
Zurückhaltung des Wassers und der Geschiebe zu erwarten ist, je dichter beim
allmählichen Aufwachsen des Waldes die Streudecke wird. Beispielsweise be—
richtet die Oberförsterei Melsungen, daß seit Aufforstung der Huteflächen die am
Kehrenbache gelegenen Gemarkungen Kehrenbach und Kirchhof viel weniger als
früher durch Bodenabschwemmungen und Ueberfluthungen zu leiden haben. An
mehreren Stellen ist beobachtet worden, daß die Streudecke sich nicht nur durch
ihre bedeutende Wasseraufnahmefähigkeit, sondern auch durch den Schutz des
Bodens gegen das tiefe Eindringen von Frost nützlich erweist. Sie erleichtert
also die Versickerung und wirkt daher günstig auf die Verlangsamung des Schmelz-—
wasserabflusses, zumal die Schneeschmelze im Walde minder schnell als im offenen
Felde vor sich geht. Hier findet der Abfluß des rasch aufgethauten Wassers an
steilen Hängen plötzlich statt, weil der Boden wegen des tieferen Eindringens des
Frostes zu spät aufthaut und beim Schneeabgang undurchlässig ist. Begünstigt
wird die Zurückhaltung des Wassers an Steilhängen noch durch die auf S. 83
bereits erwähnte Erhöhung der Pflanzplatten (Hügelpflanzung) und Saatstreifen,
da sich oberhalb derselben kleine Gräbchen und Löcher bilden, die den zu schnellen
Abfluß hemmen. Die Gemeindewaldungen leisten gewöhnlich nicht so viel in
dieser Beziehung, weil in ihnen die Stockrodung und Grabenkultur seltener
als in den Staatsforsten angewandt wird, namentlich aber weil meistens kein so
zweckmäßiger Wegebau darin stattfindet. In den vielfach schlecht bestockten und
vom Bodenüberzuge entblößten Bauernwäldern fließt das Tagewasser am raschesten
ab, zumal sich die schlechten, übermäßig steilen Wege bei jedem Regen in Rinnsale
verwandeln. Häufig sind diese Wege so tief eingeschnitten, daß sie einestheils
dränierend auf das Seitengelände einwirken und es austrocknen, anderentheils
vegen ihres starken Gefälles Wasserrisse bilden und zur Versandung der Bäche
Anlaß geben. Durch Beseitigung solcher Hohlwege, deren Verbauung kleine
Sammelbecken erzeugt, und durch die beim Waldwegebau in den Staatsforsten
gebräuchlichen Vorkehrungen für die Ableitung des Wassers aus den Wegegräben
in die Waldbestände befördert die Anlage eines zweckmäßigen Wegenetzes mit
mäßigen Steigungen die Erhaltung der Feuchtigkeit für den Baumwuchs und
beugt dem zu schnellen Abflusse vor. In einigen Forstrevieren hat man auch
andere, eigens zu diesem Zwecke bestimmte Anlagen hergestellt: Sickergräben
Horizontalgräben), kleine Thalsperren für Sammelteiche zur Bewässerung der