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Beschiebe zu Thal gleiten, besteht aus Kies und Schotter, die sich mehr durch ihre
Zusammensetzung als durch ihre Korngröße von denen der oberen Strecke unter—
cheiden.
Schon bei dem vorstehenden Ueberblicke war es nothwendig, die Frage des
Ursprunges der Wesergeschiebe zu berühren. Ihre Menge ist im Ganzen ziemlich
elein, und die eingetretene Senkung der Wasserstände läßt darauf schließen, daß
während der letzten Jahrzehnte weniger Geschiebe hinzugekommen, als durch die
Fortwanderung in das Tidegebiet, durch Anlandungen und durch Baggerungen
aus dem durchströmten Theile des Strombetts entfernt worden sind. Wie bei
anderen Strömen, vollzieht sich auch bei der Weser die Wanderung etappenweise,
indem die vom Hochwasser gelösten und weiter geschobenen Wanderstoffe beim Ab—
tallen der Fluth stromabwärts wieder zur Ruhe kommen; ihre Korngröße nimmt
von Etappe zu Etappe mehr und mehr ab, und zwar umso rascher, je geringer
ihre Festigkeit ist. Jedoch hat im Vergleiche zu vielen anderen Strömen die Obere
Weser eine äußerst wenig bewegliche Sohle und widerstandsfähige oder doch sicher
geschützte Ufer; immerhin dürfte für einen Theil der Geschiebe der Ursprung in
der Veränderlichkeit des Bettes zu suchen sein. Jene Widerstandsfähigkeit der
Wandungen des Strombetts bewirkt hauptsächlich, daß die Geschiebemenge keinen
großen Betrag erreicht.
Aber außer dieser Umlagerung sind noch mehrere Quellen der Geschiebe—
bildung vorhanden. Zunächst kommt hier in Betracht die Erosion der vor—
quartären Gesteine, die im Strombette mehrfach anstehen; durch ihre Abnagung
werden allmählich neue Geschiebe geschaffen. Ferner gerathen neue Geschiebe in
den Strom durch Abrutschung oder Abschwemmung von den Thalwänden, die
besonders zur Hochwasserzeit bespült werden. Schließlich bringen die Quell- und
Nebenflüsse, nicht zum mindesten die kleinen, mit starkem Gefälle von den Thal—
wänden in den Strom stürzenden Seitengewässer viele neue Geschiebe hinzu,
die wohl den größten Theil der frischen Zufuhr ausmachen.
Obgleich die Obere Weser auf langen Strecken durch enge Gebirgsthäler
fließt, stehen die Gesteine des thalbildenden Gebirges doch ziemlich selten im
Strombette an, sondern werden meistens von einer mehr oder weniger starken
Alluvialdecke verhüllt. In der Buntsandsteingebirgstrecke Münden —Herstelle findet
sich mehrfach Felsen in der Sohle außerhalb der Fahrrinne, z. B. bei Km. 3,8/8,6,
Km. 3,4/5,7 und Km 34,; ferner hat bei Bodenfelde (Km. 32,7) Sandsteinfelsen
durch Rammarbeit und Baggerung entfernt werden müssen, um den fiskalischen
Ladeplatz, dessen Ufermauer auf Fels gegründet ist, besser zugänglich für die
Schiffahrt zu machen. Nochmals kommt der Felsen im Strombette zum Vorscheine
hei Herstelle (Km. 48,49), wo am Taternkopfe die Fahrrinne in den Buntsandstein
eingesprengt werden mußte, während kurz unterhalb Fels und feste, thonige Schichten
des Röthes am Ufer und in der Sohle auftreten. — Auch im Längenthale Herstelle—
Forstbachmündung tritt an zwei Stellen der Buntsandstein am und im Strombette
auf. Die erste liegt bei Km. 57,62, wo die Weser in das rechtseitige Buntsandstein—
zebirge derart eingegriffen hat, daß bei Blankenau und unterhalb Wehrden am
inken Ufer dieser Formation zugehöriges Gestein ansteht und auch in der Sohle
horkommt, besonders am Blankenauer Kopfe auf der rechten Seite (Km. 57.4).