Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

101 
zwischen den Juragesteinen des Wesergebirges und dem Keuper des Lippischen 
Hügellandes. Ersteren scheint die nach Aussage von Schiffern bei Dankersen 
Km. 165,3) in der Sohle anstehende „schwarze Kreide“ anzugehören; mit der 
Peilstange wurde dort fester Boden gefühlt, und die ausgebaggerten Theile 
machten wahrscheinlich, daß es sich um einen plattigen, weichen, thonhaltigen 
Kalk handelt, dessen Muscheleinlagen auf die Zugehörigkeit zum unteren Braunen 
Jura schließen lassen. Ein Aufschluß der thonigen Schichten des mittleren 
Lias, die früher bei der Eisberger Fähre (Km. 168,75) sichtbar waren,“*) ist durch 
die Verlandungen verschwunden. 
Im Vlothoer Engthale kommen Felsen und felsartige Konglomerate an 
zwei Stellen des Strombetts zum Vorscheine, nämlich am sogenannten Borlefzer 
Wehre (Km. 179,8) und oberhalb Vlotho (Km. 182,7, 183). Am Borlefzer 
Wehre streicht eine rd. 20 mm breite Bank von grobem Konglomerate aus Sandstein— 
ttücken mit kalkig-sandigem Bindemittel quer durch das Bett und liegt an beiden 
Ufern zu Tage; die früher ausgebrochene Fahrrinne ist jetzt mit wanderndem Kiese 
»edeckt. Oberhalb Vlotho reicht der zur Keuperformation gehörige, am linken Ufer 
anstehende, feste, dünngeschichtete, grünliche Sandstein unter dem Wasserspiegel 
twa bis zur Mitte des Stromes. — Unterhalb der Werremündung, wo sich der 
zegen Osten umbiegende Stromlauf der Kette des Wiehengebirges nähert, hat er 
am Lohbusche (Km. 191,8, 192) dunklen Thon angeschnitten, dessen Versteinerungen 
hekunden, daß er zum Unteren Lias gehört. Dies ist das letzte Vorkommen an— 
ttehenden Gesteins im Strombette der Oberen Weser. 
Die Konglomerate am Borlefzer Wehre und die fest gelagerten Geröllmassen 
am Ziegenkopfe sind eigentlich einer anderen Gruppe beizuzählen, nämlich den 
Ablagerungen grober Geschiebe, die der Strom bei einer mehr oder weniger weit 
zurückliegenden Erosionsthätigkeit ins Wandern gebracht und schließlich zu festen 
Köpfen angehäuft hat. Meistens finden sich solche Köpfe am Ober- und Mittel— 
laufe nahe unterhalb von Stellen, wo aus Seitengewässern oder von abbrüchigen 
Thalwänden zuweilen große Massen neuer Geschiebe in den Strom gelangen 
oder doch früher gelangt sind, vorausgesetzt, daß die Kraft der Hochwasser— 
strömung an der Ablagerungstelle durch Verminderung des Gefälles eine erheb— 
iche Abschwächung erfährt. Letztere Voraussetzung mag ehemals an den beiden 
genannten Punkten zugetroffen haben, obwohl sie jetzt in starkem Hochwassergefälle 
liegen, da vielleicht früher am Ziegenkopfe die Stauwirkung der hier beginnenden 
Thalenge bei Wehrbergen-Helpensen und am Borlefzer Wehre die Stauwirkung 
des Vlothoer Engthals zur Geltung gelangt ist. Im Bereiche des letztgenannten 
Rückstaues hat vermuthlich auch früher die Weserstrecke oberhalb Eisbergen ge— 
segen, wo dicht auf einander die beiden Schiefen Köpfe, die drei Hühnerköpfe 
und der Kopf am Schnatsteine folgen (Km. 166,169). Aber die hier abgelagerten 
groben Geschiebe stammen dem Anscheine nach größtentheils von weit entfernten 
Punkten und dürften zu einer Zeit an ihre jetzige Ruhestätte gelangt sein, als 
das Arbeitsvermögen des Stromes noch viel bedeutender war als bei den Hoch— 
*) Wagner „Tie jurassischen Bildungen der Gegend zwischen dem Teutoburger— 
valde und der Weser“. Verhdl. d. nat.hist. Vereins f. Rheinl. u. Westf. 1864. S. 13
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.