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zwischen den Juragesteinen des Wesergebirges und dem Keuper des Lippischen
Hügellandes. Ersteren scheint die nach Aussage von Schiffern bei Dankersen
Km. 165,3) in der Sohle anstehende „schwarze Kreide“ anzugehören; mit der
Peilstange wurde dort fester Boden gefühlt, und die ausgebaggerten Theile
machten wahrscheinlich, daß es sich um einen plattigen, weichen, thonhaltigen
Kalk handelt, dessen Muscheleinlagen auf die Zugehörigkeit zum unteren Braunen
Jura schließen lassen. Ein Aufschluß der thonigen Schichten des mittleren
Lias, die früher bei der Eisberger Fähre (Km. 168,75) sichtbar waren,“*) ist durch
die Verlandungen verschwunden.
Im Vlothoer Engthale kommen Felsen und felsartige Konglomerate an
zwei Stellen des Strombetts zum Vorscheine, nämlich am sogenannten Borlefzer
Wehre (Km. 179,8) und oberhalb Vlotho (Km. 182,7, 183). Am Borlefzer
Wehre streicht eine rd. 20 mm breite Bank von grobem Konglomerate aus Sandstein—
ttücken mit kalkig-sandigem Bindemittel quer durch das Bett und liegt an beiden
Ufern zu Tage; die früher ausgebrochene Fahrrinne ist jetzt mit wanderndem Kiese
»edeckt. Oberhalb Vlotho reicht der zur Keuperformation gehörige, am linken Ufer
anstehende, feste, dünngeschichtete, grünliche Sandstein unter dem Wasserspiegel
twa bis zur Mitte des Stromes. — Unterhalb der Werremündung, wo sich der
zegen Osten umbiegende Stromlauf der Kette des Wiehengebirges nähert, hat er
am Lohbusche (Km. 191,8, 192) dunklen Thon angeschnitten, dessen Versteinerungen
hekunden, daß er zum Unteren Lias gehört. Dies ist das letzte Vorkommen an—
ttehenden Gesteins im Strombette der Oberen Weser.
Die Konglomerate am Borlefzer Wehre und die fest gelagerten Geröllmassen
am Ziegenkopfe sind eigentlich einer anderen Gruppe beizuzählen, nämlich den
Ablagerungen grober Geschiebe, die der Strom bei einer mehr oder weniger weit
zurückliegenden Erosionsthätigkeit ins Wandern gebracht und schließlich zu festen
Köpfen angehäuft hat. Meistens finden sich solche Köpfe am Ober- und Mittel—
laufe nahe unterhalb von Stellen, wo aus Seitengewässern oder von abbrüchigen
Thalwänden zuweilen große Massen neuer Geschiebe in den Strom gelangen
oder doch früher gelangt sind, vorausgesetzt, daß die Kraft der Hochwasser—
strömung an der Ablagerungstelle durch Verminderung des Gefälles eine erheb—
iche Abschwächung erfährt. Letztere Voraussetzung mag ehemals an den beiden
genannten Punkten zugetroffen haben, obwohl sie jetzt in starkem Hochwassergefälle
liegen, da vielleicht früher am Ziegenkopfe die Stauwirkung der hier beginnenden
Thalenge bei Wehrbergen-Helpensen und am Borlefzer Wehre die Stauwirkung
des Vlothoer Engthals zur Geltung gelangt ist. Im Bereiche des letztgenannten
Rückstaues hat vermuthlich auch früher die Weserstrecke oberhalb Eisbergen ge—
segen, wo dicht auf einander die beiden Schiefen Köpfe, die drei Hühnerköpfe
und der Kopf am Schnatsteine folgen (Km. 166,169). Aber die hier abgelagerten
groben Geschiebe stammen dem Anscheine nach größtentheils von weit entfernten
Punkten und dürften zu einer Zeit an ihre jetzige Ruhestätte gelangt sein, als
das Arbeitsvermögen des Stromes noch viel bedeutender war als bei den Hoch—
*) Wagner „Tie jurassischen Bildungen der Gegend zwischen dem Teutoburger—
valde und der Weser“. Verhdl. d. nat.hist. Vereins f. Rheinl. u. Westf. 1864. S. 13