Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

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luthen der Gegenwart. Ursache und Wirkung, Erosion und Ablagerung liegen 
demnach am Unterlaufe der Oberen Weser nicht so nahe zusammen, wie beim Ober— 
und Mittellaufe, und die Entstehung der Köpfe des Unterlaufs liegt auch zeitlich 
vohl weiter zurück. 
Der beim großen Hochwasser im Rückstaue der Vlothoer Thalenge befind— 
liche Theil des Stromlaufs zeigt auffälliger als sonstwo die Ueberreste des vom 
Strome abgetragenen Absatzes der nordischen Vereisung, die bis weit in das 
Thal des Mittellaufs hinein gereicht hat. So lagern z. B. bei Km. 181 am 
kKrückeberge Findlingsblöcke bis zu mehr als »,s ebm Größe und stromaufwärts 
his Veltheim (Km. 174) zahlreiche Blöcke von Granit, zusammen mit Quarzit und 
quarzitischem Sandsteine im Strombette und an den Ufern. Nordischen Ursprunges 
st wohl nur der Granit, wogegen die auch in den oberen Strecken vor— 
fkommenden, aus überaus hartem Quarzite bestehenden mächtigen Blöcke vermuthlich 
der größtentheils verschwundenen Tertiärbedeckung des Landes entstammen und als 
Rückstände der Denudation aufzufassen sind. Ihre Zahl muß früher weit größer 
als jetzt gewesen sein, da schon seit Jahrzehnten an der Beseitigung derartiger 
Schiffahrthindernisse gearbeitet wird. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, 
daß außer diesen von Tertiär- und Diluvialgebilden herrührenden Blöcken auch 
biele der mit Zangenschiffen aus der Fahrrinne entfernten Steine von den 
Thalwänden oder aus den Seitengewässern in das Strombett gerathen sind; am 
Oberlaufe bestehen sie größtentheils aus Buntsandstein. 
Die Stellen, wo der Strom unmittelbar von den Thalwänden neue Ge— 
schiebe empfängt, sind nicht zahlreich. Selten reicht das Ufer bis hart an die 
Felswand, deren festes Gestein dann meistens von Abhangschutt bedeckt wird. 
Freilich ist diese Decke zuweilen nur dünn und mag früher umso leichter dem 
Hochwasser den Abbruch von Gerölle gestattet haben. Indessen haben die Strom— 
hauten am Ober- und Mittellaufe den Fuß dieser rolligen Gehänge fast überall 
'orgfältig gesichert und in der Regel ein schmales Vorland hergestellt, wo solches 
vorher fehlte. Nur bei außergewöhnlichen Hochfluthen könnte die Strömung 
zräftig genug sein, um an den meist bewaldeten Thalwänden der Buntsandstein— 
zebirgstrecke, wo sie nahe am Stromstriche liegen, den Gehängeschutt oder den 
Fels wirksam anzugreifen. 
In dem bei Herstelle beginnenden Längenthale zeigt an zwei Stellen, wo 
über dem Röthe der Muschelkalk ansteht und reichliche Quellen austreten läßt, 
die linkseitige Thalwand Neigung zu Abrutschungen und zur Geröllbildung, 
aämlich unterhalb Herstelle am Rotzberge (Km. 49,51) und unterhalb Stahle am 
Kiekensteine (Km. 82,83). Wie in unserer Darstellung der Entwicklung des 
Strombauwesens mitgetheilt wird, hat es langjähriger Arbeiten bedurft, um die 
am Roßzberge bereits eingetretene Bodenbewegung wieder zur Ruhe zu bringen 
und einen Leinpfad am Ufer entlang führen zu können; gegenwärtig ist das in 
den dreißiger Jahren aufgeforstete Gehänge wieder kahl gelegt und entwickeln 
sich neue Runsen. Auch vom Kiekensteine wurde 1817 berichtet, „das Einstürzen 
des Kalkgebirges kann niemand abwenden“, und über 70 Jahre später (1889), 
daß die an dem dortigen Steilhange, „etwa 30 m über dem Strome entlang 
ührende Kreisstraße Höxter— Heinsen durch die Abrutschung dauernd gefährdet“
	        
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