1. Abtheilung. 6. Kapitel.
Jorm und Bodenzullände des Htromthals.
1. Im Gebirgslaude (Obere Weser).
Das Weserthal ist im Gebirgslande überall, auch wo es sich niederungs—
artig erweitert, von deutlich ausgeprägten Thalwänden begrenzt, die nur an der
Einmündung seiner Seitenthäler durch mehr oder weniger breite Lücken unter—
brochen werden. Allerdings entspricht die Breite dieser Lücken nicht überall der
Bedeutung des Nebenflusses, den der Hauptstrom dort empfängt. Ebenso wie
die beiden Quellflüsse Werra und Fulda kommt auch die Diemel, der wichtigste
Nebenfluß, durch ein schluchtartiges Engthal in die dort gleichfalls schmale, von
hohen Bergen eingefaßte Thalrinne der Weser. Dagegen durchfließt der den
zweiten Rang einnehmende Nebenfluß, die Werre, eine breite Niederung von
gleicher Bedeutung wie das Hauptthal selbst an seinen zu ansehnlicher Weite
entwickelten Stellen.
Mit der Werreniederung wetteifern aber an Breite zwei Lücken der recht⸗
seitigen Thalwand, durch die nur geringfügige Seitengewässer zur Weser gelangen,
aämlich der Holzmindener Einschnitt mit der Holzminde, dem Bever— und Forst⸗
bache, sowie die Hamelner Senke mit dem Hamelbache. An dritter Stelle folgen
auf der rechten Seite die von der Schwülme durchflossene Querfurche, auf der
linken Seite die Querthäler der Nethe, Emmer und Humme. Die bei Kemnade
mündende Lenne benutzt in ihrer untersten Strecke ein tiefer eingenagtes, schmaleres
Thälchen, während bei Eschershausen das breitere, am Fuße des Ithgebirges
bleibende Längenthal unter spitzem Winkel abzweigt und nach der Hamelner
Niederung zieht.
Zwischen dem Mündener Thalkessel und der Diemelmündung wird die von
dem Steilabfalle des Reinhardswaldes gebildete linkseitige Thalwand von keinen
zu großer Tiefe eingenagten Gerinnen unterbrochen, die rechtseitige Thalwand
aur von der Schwülme-Furche, die das Dransfelder Höhenland vom Solling
trennt. In ähnlicher Weise zeigen die beiden Wände des Stromthals zwischen
dem Holzmindener Einschnitte und dem am Beginne der Hamelner Niederung
einmündenden Emmerthale keine landschaftlich auffallenden Unterbrechungen durch
hedeutende Seitenthäler, abgesehen von dem bereits erwähnten Thälchen der
Lenne. — Diese beiden Thalstrecken zeichnen sich aber grade durch eine recht
erhebliche Entwicklung ihrer Länge in Bezug auf die ihre Endpunkte verbindenden