Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

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Luftlinien aus. Denn nach der Tabelle auf S. 11 beträgt die Thalentwicklung 
von Münden bis zu dem kurz unterhalb der Diemelmündung liegenden Orte 
Herstelle 53,3/0, ferner von der Forstbachmündung am unteren Ende des Holz— 
indener Einschnitts bis zur Emmermündung sogar 88,8/0, wogegen der von 
diesen vielgewundenen Thalstrecken eingeschlossene Abschnitt des Weserthals nur 
18,40/0 Entwicklung besitzt. 
In die Hamelner Niederung laufen außer dem Emmerthale noch das 
Hummethal, das am Ithgebirge hinziehende Längenthal und die breite Hamelner 
Senke aus. Unterhalb der hierdurch zu einem Sammelpunkte von Verkehrs— 
wegen geschaffenen Stadt Hameln verengt sich das Stromthal der Weser noch— 
mals, öffnet sich aber gleich darauf wieder zu einer verhältnißmäßig breiten 
Niederung“*) am Fuße des ihre rechtseitige Thalwand bildenden Wesergebirges, 
während links die Anhöhen des Lippischen Hügellandes ansteigen. Bis unter⸗ 
halb Veltheim folgt der Stromlauf diesem Längenthale, das über Möllbergen 
ind Vössen neben der Wesergebirgskette weiter zieht und in die Werreniederung 
ibergeht. Der Stromlauf verläßt dagegen bei Erder den alten Thalzug und 
hat in dem auf sein rechtes Ufer vorspringenden Keupergebirge ein enges Strom⸗ 
hal ausgenagt, das mit scharfer Krümmung über Vlotho nach der Werre— 
nündung zieht und dort wieder rechtwinklig umbiegt nach dem Fuße des Wiehen⸗ 
gebirges, an dem es bis zur Weserscharte verbleibt. Diese jähe Wendung 
in der anfangs westlich und zuletzt östlich gerichteten Strecke steigert die Ent— 
wicklung des Stromthals zwischen den beiden Endpunkten Veltheim und Weser— 
scharte auf 162,7 00, während die vom Stromlaufe benutzte Strecke des Längen— 
chals von der Emmermündung bis Veltheim nur 8,0 o/ Thalentwicklung aufweist. 
Die geologischen Aufnahmen sind noch nicht weit genug vorgeschritten, um 
die Ursachen dieser eigenartigen Thalbildung sicher darlegen zu können. Nur sei 
darauf hingewiesen, daß in den beiden Thalstrecken mit der auffallend geringen 
Entwicklung das Stromthal größtentheils auf der Grenze zweier verschiedener 
Gebirgsformationen liegt, also vermuthlich tektonisch vorgezeichnet war. Dagegen 
scheinen die krümmungsreichen Strecken am Anfange, in der Mitte und kurz vor 
dem Ende der Oberen Weser, wo ihr Thal an beiden Seiten von Gesteinen 
gleichen Alters eingefaßt wird, vorwiegend durch Erosion zu ihrer jetzigen 
Grundrißform gelangt zu sein, wenn auch hier und da tektonische Linien (Spalten) 
henutzt sein mögen. 
Die oberste Strecke von Münden bis Herstelle liegt vollständig im Bunt— 
randsteingebirge. Von Herstelle bis zur Forstbachmündung gehört die rechtseitige 
Thalwand zunächst zum Buntsandsteingebirge des Sollings, während im Holz— 
mindener Einschnitte theilweise Muschelkalk auftritt; die linkseitige Thalwand 
besteht fast ganz aus dem Muschelkalkrande des Hörterschen Hügellandes, ab— 
gesehen von einer rd. 6 Km langen Stelle bei Wehrden, wo das Buntsandstein— 
gebirge vom Strome durchnagt ist. Der Unterschied zwischen diesen beiden 
) Bei Betrachtung der Weser im Flachlande ergiebt sich, daß die dortigen eigent—⸗ 
lichen Niederungen ungleich größere Breite besitzen. Immerhin lassen sich die Thalsohlen 
der Längenthäler des Gebirgslandes im Vergleiche zu den engen Erosionthälern als Niede⸗ 
rungen bezeichnen.
	        
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