Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

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Diluviums wahrnehmen, die namentlich längs der Wesergebirgskette eine zu— 
sammenhängende, nach oben hin allmählich schwächer werdende Vorstufe aus 
Schotter und Kies mit sandiger oder lehmiger Decke bilden. Die zahlreichen 
Spuren ehemaliger Stromverlegungen, die das Thal bis zu den beiderseitigen, 
oft ganz schmalen Vorstufen dieser Diluvialgeschiebe erfüllen, legen ein klares 
Zeugniß dafür ab, daß die Weser in jahrtausendelanger Arbeit durch unaus⸗ 
zesetzte Umwandlung ihrer Stromlage, Ausbildung von Stromschleifen, Ver— 
schiebung, Zerstörung und Neugestaltung derselben nach und nach den größten 
Theil der diluvialen Ablagerungen ausgewaschen und davon getragen hat, um 
a' dem älteren ein neues Thal von stellenweise wenig geringerer Breite herzu⸗ 
stellen. Unzweifelhaft haben die tektonischen Vorgänge, denen die herzynisch ge⸗ 
eichtete Wesergebirgskette ihren Ursprung verdankt, auch das mit ihr parallele, 
gleichfalls in herzynischer Richtung streichende Längenthal der Weser geschaffen. 
Dagegen folgt die andere, aller Wahrscheinlichkeit nach tektonischen Ursachen 
ihre Entstehung verdankende Thalstrecke, nämlich das Weserthal von Herstelle 
his zur Forstbachmündung, die in den letzten Ausläufern des Hessischen Berg— 
ind Hügellandes eingebettet ist, der annähernd nördlichen Richtung des bei 
dieser Gebirgsgruppe besonders häufigen rheinischen Streichens. Die Breite der 
etzigen Thalsohle fällt wohl ungefähr zusammen mit derjenigen, die in der Vor— 
zeit ein denselben Thalzug benuhzendes diluviales Thal gehabt haben dürfte, da 
zur verhältnißmäßig geringe Reste des Diluviums an den unteren Theilen der 
Thalwände von Heinsen aufwärts bis Beverungen, vereinzelt auch noch über 
Karlshafen hinaus, übrig geblieben sind. Die Auswaschung war hier offenbar 
leichter zu bewirken, da es sich um weniger große Massen von alten Geschieben 
handelte, weil die Niederungen geringere Breite haben und weniger hoch über— 
chüttet gewesen zu sein scheinen als in der vorher genannten Thalstrecke. Un— 
oerkennbar ist aber auch diese obere Strecke ein Längenthal, das seine gegen— 
wärtige Höhenlage durch Wegschwemmung der Diluvialbildungen erhalten hat, 
nit denen es früher bis zu einer höher liegenden Sohle ausgefüllt war. Der 
Frage, in welcher Höhe die Thalsohle vor der Diluvialbedeckung gelegen haben 
nag soll hiermit nicht vorgegriffen werden. 
Die Ueberwindung des starken Gefälles, das zwischen dem oberen und 
unteren Längenthale bestand, mag die Ursache sein für die scharfen Krümmungen, 
in die sich der Urweserstrom beim Uebergange aus der nördlich gerichteten in 
die westnordwestlich gerichtete Thalstrecke legen mußte, um über den beide Strecken 
trenneunden Rücken des Muschelkalkgebirges zu gelangen. Beim tieferen Aus— 
nagen des unteren Längenthals schnitten sich dann die Stromschleifen tiefer in 
das Gestein und verwandelten sich in Thalschleifen, die nicht mehr verlassen 
verden konnten. — In ähnlicher Weise läßt sich wohl die Entstehung der ein— 
gesenkten Mäanderwindungen der ersten Strecke des Weserthals und der ober— 
Jalb anschließenden, gleich geformten Strecken des Werra- und des Fuldathals 
erklären, zumal beim Durchsägen des Buntsandsteingebirges noch größere Höhen— 
interschiede in Betracht kamen. 
Beide Thalstrecken, die durch Erosion in die Buntsandstein- und Muschel— 
kalkgesteine eingenagt sind, weisen übereinstimmend schluchtartige Querschnitte mit
	        
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