Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

1. Abtheilung. 1. Kapitel. 
Uebersicht über Htromlauk und Stromkhal. 
1. Im Gebirgslande (Obere Weser). 
In älterer Zeit sind Werra und Weser als ein einziger Flußlauf an— 
zesehen worden. Die beiden Benennungen sind nur die oberdeutsche und die 
niederdeutsche Ausprägung des altdeutschen Wisarahba, und noch im Mittelalter 
wurde letzterer Name bis nach Meiningen hinauf, dagegen die oberdeutsche Ableitung 
Wirraha zuweilen bis nach Hoya hinab angewendet.“) Auch außer dem Namen 
spricht mancherlei dafür, die Werra als den eigentlichen Oberlauf der Weser 
anzusehen (vergl. Bd. JS. 16 und Bd. II S. 325). Andererseits erscheint aber die 
Fulda nicht nur nach Größe des Gebiets, sondern mehr noch nach dem Gewichte 
ihrer Einwirkung auf die Hochfluthen des vereinigten Stromes, mindestens als gleich— 
bedeutend. Es sind deshalb, im Einklange mit dem Sprachgebrauche neuerer Zeit, 
Werra und Fulda als ein Geschwisterpaar von Quellflüssen anzusehen, aus deren 
Vereinigung bei Münden die Weser als schiffbarer Strom ihren Ursprung nimmt. 
Die rd. 199 kmmtlange Strecke bis zum Austritte dieses Stromes aus der Mittel— 
deutschen Gebirgsschwelle in das Norddeutsche Flachland wird als Obere Weser 
bezeichnet. 
Von ihrem Ausgangspunkte bei Münden an verfolgt die Weser zunächst 
zine nordnordwestliche Richtung. Die sich bald in den Weg stellende Gebirgsmasse 
des Sollings wird mit scharfem Doppelknicke westlich umgangen. Nach kurzem 
Laufe gegen Norden beginnt dann der Strom, beeinflußt durch die Richtung der 
auf seiner rechten Seite vom Harze herüberstreichenden Bergzüge, einen weit— 
gespannten Bogen zu beschreiben, der in nordnordwestlicher Richtung ansetzt 
ind, abgesehen von untergeordneten Schleifenbildungen, in gleichmäßiger Krümmung 
äber Norden bis zu westsüdwestlicher Richtung herumschwenkt. Der Endpunkt 
des Bogens liegt in geringer Entfernung südlich von der Westfälischen Pforte 
oder Weserscharte, zwischen deren mächtigen Bergpfeilern hindurch der Strom, 
nach zwei kurzen, fast rechtwinkligen Wendungen gegen Osten, schließlich nord— 
wärts in das offene Flachland hinaustritt. 
Die Nebenflüsse der Oberen Weser sind, mit wenigen Ausnahmen, von 
geringer Bedeutung. Auf der rechten Seite hat die Nachbarschaft der das 
) H. Guthe „Die Lande Braunschweig und Hannover“, S. 424. Hannover 1888.
	        
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