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Man kann diesen Vorgang noch an den Höhenlinien erkennen, die kon—
entrisch in Bezug auf einen etwas oberhalb Hoya an der Weser befindlichen
Mittelpunkt verlaufen, mindestens bis zu der 4 11,25 m-Linie, die in einem
Viertelkreise von Uenzen über Schwarme und Blender nach der jetzigen Aller—
mündung zieht. Bis hierhin zeigen sie das Bild eines ziemlich regelmäßig ent⸗
wickelten flachen Schuttkegels, dessen Spitze am Ende des Durchbruchthals der
Weser auf etwa — 18 m Meereshöhe liegt. Weiter gegen Nordwesten eilen
die Höhenlinien an der rechten Seite schneller vor als an der linken, sodaß die
8,75 m-Linie von Osterholz über Thedinghausen nach Achim die Niederung
annähernd rechtwinklig schneidet. Von hier ab gewinnen sie auf der rechten
Zeite einen beträchtlichen Vorsprung längs des jetzigen Weserstromlaufs und
hleiben auf der linken Seite an der Ochtum zurück. Hier besteht also ein
schwaches Quergefälle von rechts nach links, während im Südosten der Niederung
ein starkes Quergefälle von links nach rechts vorhanden ist.
Wahrscheinlich hat die Weser, als ihre innere Deltabildung derartig weit
—D einen kräftigen Hauptarm schaffen konnte, diesen zu—
nächst auf dem kürzesten Wege nach dem äußeren Mündungsbecken, d. h. nach
der bei Bremen beginnenden Nordseebucht, längs der linkseitigen Thalwand her—
zestellt. Die vom Hauptkanale der Bruchhausen — Syker Melioration durchzogene
Bodensenke, das Bruchgelände bis zur Ochtum und an diesem Wasserlaufe ent—
sang würde dann den Zug des ursprünglichen Weserbetts anzeigen, dem noch
in den vierziger und fünfziger Jahren zuweilen ein namhafter Theil des
Weserhochwassers gefolgt ist. Aller und Weser flossen damals bis in die
Gegend von Bremen getrennt und vereinigten sich erst an der Südspitze jener
Nordseebucht oder kurz zuvor. Je mehr die Ausfüllung dieser Bucht mit
Marschinseln vor sich ging, umso mehr wurde der alten Weser die Weiter⸗
rührung ihrer Geschiebe bis zum Meere erschwert und umso größer das Be—
treben, aus ihrem hierdurch höher geschütteten Bette nach rechts auszubrechen,
wo die minder geschiebereiche Aller in einem damals tiefer liegenden Theile der
Niederung floß.
So mag die Vereinigung von Weser und Aller nach Dreye und später
aach jener breiten, offenbar lange Zeit von großen Wassermassen benutzten Bruch⸗
senke, die jetzt von der Eyter durchzogen wird, verlegt worden sein. Hiermit
war die Grenze des deutlich ausgeprägten Schuttkegels erreicht, und nunmehr
varen die Hindernisse auf den zum Meere führenden Wegen überall gleich groß.
Einige Zeit hindurch scheint der Hauptarm von Hoya nordwärts nach der Emte
zur Aller geflossen zu sein, mit der er sich am Badener Berge vereinigte. Auch
gegen Nordosten dürfte die Weser zeitweise ihren Lauf genommen haben, um bei
Wahnebergen oberhalb Verden das Allerthal zu erreichen. Grade der südöst—
liche Theil der Niederung ist mit einem solchen Gewirre von Altläufen durchsetzt,
daß hier gewiß sehr oft Verlegungen des Stromlaufs stattgefunden haben. Seine
jetzige Lage hat er vermuthlich erst eingenommen, nachdem die Geschiebeführung
bereits viel geringer als früher geworden war, weshalb das hierdurch weniger
als zuvor beanspruchte Arbeitsvermögen des Stromes in dem gefällreichen Hange
des Schuttkegels überaus scharfe Schleifen ausnaate.