Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

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und ziemlich tiefe Thalrinne aus. — Durch die Bodensenke der Moorzone, wo 
das niedrige, leicht abbrüchige Seitengelände der Ausweitung der Thalsohle 
wenig Hindernisse entgegen setzte, hat er dann zur Zeit seiner siarken Geschiebe— 
führung einen breiten, sehr flachen Schuttkegel geschüttet, der das ausgenagte 
Thal wieder fast bordvoll anfüllte. Nach Verminderung dieser anschüttenden 
Wirksamkeit grub sich der Strom in seinen eigenen Ablagerungen unter häufiger 
Verlegung und Seitenverschiebung des Bettes den jetzigen vielgewundenen Lauf. 
Zeitweise dürfte er dabei seinen Weg durch die linkseitige Bruchniederung ge— 
nommen und diese sonst schwer erklärliche Thalbildung geschaffen haben, während 
die rechtseitige vom Meerbache durchzogene Bruchniederung vermuthlich von den 
Wassermassen der Leine ausgenagt worden ist, bevor sich dieser Fluß seinen jetzigen 
Weg über Neustadt zur Aller geschaffen hatte. — Das Durchbruchthal, in dem die 
Weser durch eine Einsenkung der Nordwestdeutschen Bodenschwelle fließt, behält 
die beträchtliche Breite der vorher gehenden Thalstrecke bei, da auch hier die 
Bodenbeschaffenheit den Angriffen des in mächtigen Krümmungen entwickelten 
Stromes keinen starken Widerstand entgegen stellte. Nur am Widerstande der 
hohen linkseitigen Thalwand erlahmte seine Kraft, wovon einige scharfe Stoß— 
kurven in den Gruben verlandeter Altarme Zeugniß ablegen. 
Ausnagung und Ausschüttung arbeiteten demnach mit der Zeit darauf hin, 
dem ganzen Thalzuge der Mittleren Weser ein ziemlich gleichmäßiges Längs— 
gefälle zu geben, das sich auch auf dem Schuttkegel im diluvialen Flachlands⸗ 
thale noch ohne erhebliche Abschwächung fortsetzt; erst an der Unteren Weser er— 
olgt eine namhafte Abschwächung des Thalgefälles. Von der Weserscharte bis 
zur Mündung der Großen Aue beträgt das mittlere Längsgefälle des Stromthals 
,41/00, also nicht viel weniger wie an der Oberen Weser (vergl. S. 119). 
Von der Auemündung bis zur Allermündung ermäßigt es sich nicht bedeutend, 
iämlich auf 0,837 /00, dann aber bis zur Bremer Grenze auf 0,28 o /00 und von 
da bis Elsfleth auf 0,12 0/00. Letztere Durchschnittzahl giebt aber kein richtiges 
Bild, da der größte Theil des Höhenunterschieds zwischen der Thalsohle bei 
Hemelingen und bei Elsfleth auf den bei Bremen am Anfange der ehemaligen 
Meeresbucht aufgebauten Schuttkegel entfällt. Während das Thalgefälle auf der 
Theilstrecke Horstedt — Hemelingen bis zu 0, 25 9/0 herabgegangen ist, wächst es 
zunächst wiederum bis zu 0,43/00, nimmt unterhalb Bremen schnell auf wenig 
nehr als 0,02 /00 ab und verschwindet dann vollständig. 
Da überall annähernd die ganze Thalsohle vom größten Hochwasser über— 
luthet oder überstaut werden könnte, giebt die Beziehung der Thallänge zum 
planimetrisch ermittelten Flächeninhalte des natürlichen Ueberschwemmungsgebiets 
ein Maß für die durchschnittliche Breite des Stromthals in den einzelnen Ab— 
schnitten. Bei der Oberen Weser haben wir in dieser Weise eine mittlere Breite 
von 1,03 kmm gefunden (vergl. S. 121), wogegen bei der Weser im Flachlande 
die durchschnittliche Breite der überschwemmbaren Thalsohle rd. 12,1 kmm beträgt. 
Von der Weserscharte bis zur Auemündung ist die Breite noch ziemlich gering 
rd. 2,0 km) im Vergleiche zu den folgenden Strecken: von der Auemündung bis 
zur Allermündungerd. 7,6, von da bis zur Bremer Grenze rd. 14,7 und von 
da bis zur Geestemündung rd. 20.9 kin. Im ersten dieser Abschnitte bleibt die
	        
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