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den mit Grasland bedeckten Bruchsenken längs der Ochtum und ihrer Zuflüsse.
Dagegen bestehen die übrigen Theile der Niederung, nämlich die Bruchsenke längs
der Eyter, fast alle Vorländer auf der linken Seite und die Niederungsflächen
auf der rechten Seite ganz überwiegend aus Grünland. Zur Ackerwirthschaft
dient hier nur ein geringer Prozentsatz der Grundstücke an solchen Stellen, wo
wegen der Höhenlage kein guter Graswuchs gedeiht, und in Nähe der hoch
liegenden oder durch hochwasserfreie Deichstrecken gegen Ueberströmung geschützten
Ortschaften, z. B. bei Kl.- und Gr.-Eissel, bei Bierden und Bollen auf der rechten
Seite, ferner im Schutze des braunschweigischen Ahsener und Streekdeichs auf
der linken Seite des Stromes. Gegen die östers eintretenden sommerlichen An—
schwellungen sind die Grünlandflächen, soweit erforderlich und angängig, durch
Zommerdeiche geschützt, falls hohe Uferrehnen fehlen. Von den genügend hoch
anwachsenden Winterfluthen werden sie überströmt oder durch Rückstau über—
schwemmt und verdanken ihnen hauptsächlich ihre große Ertragfähigkeit.
Bei Bremen betreten wir das Gebiet der eigentlichen Marschen, die durch
gemeinsame Wirkung des sinkstoffführenden Binnenstroms und der Meeres—
trömung entstanden sind. Uneigentlich werden an der Weser bis weit in das
Binnenland hinein auch die aus thonigen und feinsandigen Ablagerungen des
Stromes entstandenen Böden als Marschen bezeichnet. Der Boden der Unterweser⸗
Marschen besteht an der Oberfläche und oft bis zu großer Tiefe aus Klai oder
aus einer meist schwachen Schicht von Moor, dessen Untergrund im Mündungs—
becken der Weser gewöhnlich Klai bildet. Zwischen dem Klai und seinem sandigen
Untergrunde lagert an vielen Stellen der sogenannte Darg, d. h. eine torfähnliche
Verfilzung von Schilfpflanzen und Moosen, oder Knick, d. h. eine äußerst feste,
oöllig unfruchtbare Thonart. Der mit Kieselerde, Kalktheilen, Salzen und orga—
nischen Resten gemischte, vorzugsweise thonige Klai bildet den größten Theil des
Marschlandes. Er ist sandiger, wo seine Ablagerung unter Einwirkung des den
sandigen Meeresgrund aufwühlenden Wellenschlags stattgefunden hat, z. B. auf
dem Mittelrücken des Butjadingerlandes von Tossens bis Blexen und im Marsch—
lande bei Geestemünde. Er ist fetter, wo die Ablagerung an besser geschützten
Stellen erfolgte, z. B. in den erweiterten Theilen der früheren Mündungsarme.
Moorboden findet sich hauptsächlich in den ehemaligen Hochmooren, die
ehemals auf den Inseln des Mündungsbeckens entstanden waren, aber infolge
der alten Kultur jetzt meistens wenig oder gar nicht höher als die angrenzenden
Marschen liegen und vielfach mit einer mäßig starken Klaischicht bedeckt sind.
„Seit dem Anfange des 18. Jahrhunderts“, sagt Salfeld a. a. O., „rückt man
hier von den Rändern unausgesetzt mit einer Melioration nach dem Inneren zu,
velche man Wühlen (oder Umschießen) nennt. Ueberall, wo unter dem Hoch⸗
moore fruchtbare Klaierde lagert und genügende Entwässerung zu beschaffen ist,
wird Jahr für Jahr der schwarze amorphe Torf zu Brennmaterial hergerichtet,
der obere geringwerthige Moostorf zurückgeworfen und dann durch Rigolen
O,45 mm mit Klaierde bedeckt. Der Boden wird durch diese mühsame Arbeit
in kurzer Zeit so fruchtbar, daß er in seinen Erträgen auf die Dauer dem besten
Marschlande gleichkommt.“ Unkultiviertes Hochmoor nimmt jetzt nur noch ver—
hältnißmäßig geringe Flächen des Mündunasbeckens ein.