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große Häuser“ hinabtreiben. Auch die kleineren Wasserläufe waren zu reißen—
den Strömen angeschwollen, z. B. die Bega bei Lemgo, wo die Stadtmauer
äberströmt und großer Verlust an Gebäuden, Vieh und Menschenleben angerichtet
wurde, da die Ueberschwemmung mit großer Gewalt plötzlich eintrat. Wie eine
Sturmfluth des Meeres („instar fluctuum maris undantes“) stürzten die Wasser—
massen über Fluren und Felder dahin und überstiegen die Mauern, die sich ihnen
entgegenstellten; „nuuros, turres, portas et domos lapideéas et pontes in totum
zubverterunt, lapides murorum et pontium ad spatia magna subvehentes
ot abducentes.“
Das Unwetter, in dessen Folge die Hochfluthen der Weser und anderer
deutschen Ströme plötzlich entstanden, scheint unser ganzes Mittelgebirge fast genau
gleichzeitig betroffen zu haben. Denn als Tag des Hochwassers wird für Erfurt
der 21. Juli (Praxedis), für Kreuzburg und Minden der 22. Juli (Mariae
Magdalenae) angegeben. Eine Aufzeichnung des Limburger Chronisten von 1860,
die über eine Rheinhochfluth „in den jairen uns herren 1342 up sente Jacobs
dach“ (25. Juli) berichtet, stimmt auf den Tag mit dem Gedenkverse seines Kölner
Genossen überein: „In Jacobi festo magnae lymphae memor esto“. Offenbar
irrthümlich haben einige spätere Quellen das Ereigniß in das Jahr 1344 ver—
legt. Daß die außerordentliche Hochfluth thatsächlich 1342 eingetreten ist, be—
weisen die gleichzeitigen Nachrichten und die Gedenkverse, von denen noch ein
zweiter in einer aus 1450 stammenden Aufzeichnung der Mindener Chronik über—
iefert wird: „Post Mpost tria C post quatuor X que duoque Wésera
per Mindam tumuit multamque per undam“.
Jener Irrthum in der Jahreszahl erscheint leicht verständlich, wenn man
erwägt, daß auch in den folgenden Jahren 1348,47 namentlich das Rheingebiet
noch von mehreren anderen Ueberschwemmungen heimgesucht worden ist, die zur
Verwechselung Anlaß gegeben haben mögen. Eine solche Verwechselung dürfte
auch bei der auf S. 565 erwähnten Angabe Landau's über die Fuldahochfluth bei
Kassel vorliegen, indem die große Höhe des Julihochwassers einer wahrscheinlich
ebenfalls großen Hochfluth zugeschrieben wird, die Ende Januar oder im Anfange
des Februar eingetreten sein mag. Denn in Frankfurt hat am 23. Januar 1342
nach einem strengen Winter mit viel Schnee ein schreckliches Donner- und Hagel—
vetter stattgefunden, worauf noch im April heftige Kälte und dann ein nasser
Sommer folgte, der am 22. Juli jene außerordentliche Hochfluth des Mains
brachte, bei der fast die ganze Stadt unter Wasser gesetzt wurde. Die in Oester—
reich und Böhmen im Jahre 1342 entstandenen Hochwasserschäden sollen gleich⸗
falls theilweise schon im Winter, am 2. und 3. Februar, erfolgt sein. Vom
Rheine und Maine liegen außerdem noch Berichte über Hochwasserverheerungen
im April 1342 vor, die jedoch weit überboten wurden durch das Ereigniß vom
22./25. Juli. Hier scheint die Ueberschwemmung, da auch der Oberrhein gleich—
zeitig mit den Nebenflüssen des Mittel- und Niederrheins in starke Erregung
gerathen war, einige Tage lang angehalten zu haben. An der Weser war da—
gegen die Dauer der Hochfluth nur kurz und eben deshalb die Anschwellung so
mächtig. Blos bei der besonders niedrig gelegenen Stadt Münden wird aus—
drücklich von mehrtägiger Ueberschwemmung berichtet;: sonst ist dafür immer