Full text: Die Weser von Münden bis Geestemünde (Band 3)

l. Abtheilung. 4. Kapitel. 
Querschnittsverhältnisse. 
1. Im Gebirgslande (Obere Weser). 
Das stark wechselnde Gefälle der Oberen Weser bedingte früher eine große 
Verschiedenheit der Querschnitte des Strombetts, die einigermaßen vermindert 
worden ist, seitdem durch den Ausbau etwas gleichmäßigeres Gefälle erzielt 
wurde, aber doch noch immer ein höheres Maß besitzt als in den Flachland— 
strecken der Weser oder bei anderen Strömen des Flachlandes. Bisher haben 
aus diesem Grunde beim planmäßigen Ausbaue wohl für die Tiefe, aber nicht 
für die Breite des Bettes bestimmte Vorschriften Geltung erlangt. Bevor auf 
die gegenwärtigen Verhältnisse näher eingegangen wird, möge ein kurzer Ueber— 
blick über die früheren Zustände Platz finden. Die allmähliche Entwicklung der 
Frage, welche Abmessungen des Niedrig- und Mittelwasserbetts dem Gefälle und 
der Abflußmenge in den einzelnen Strecken der Oberen Weser am besten ent— 
sprechen, wird bei den Mittheilungen über die Wasserstraße der Oberweser 
2. Abtheilung, 1. Kapitel) behandelt. 
Aus den theilweise schon im 18. Jahrhundert aufgenommenen alten Strom— 
karten ergiebt sich, daß die Weser ihre Lage seitdem im großen Ganzen unver— 
ändert bewahrt, aber fast durchweg eine geringere Breite und größere Tiefe er— 
halten hat. Und zwar handelt es sich betreffs der Tiefe offenbar nicht nur um 
eine Umformung des gewöhnlich vom Wasser benetzten Bettes in dem Sinne, 
daß das Fahrwasser verbessert ist, sondern auch um eine wirkliche Vertiefung 
des ganzen Strombetts in Bezug auf die angrenzende Thalsohle, also um eine 
Senkung der Wasserstände. Dies gilt für die gesammte Weser, für den Ge— 
birgslauf wie für die Flachlandstrecken, und soll an anderer Stelle unseres 
Werkes eingehender betrachtet werden. Da alte Querschnittsaufnahmen und 
Messungen der Abflußmenge, die mit den neueren in sicheren Vergleich zu stellen 
wären, leider nicht vorhanden sind, muß jene Untersuchung sich auf die Ver— 
änderungen während der letzten Jahrzehnte beschränken, in denen sie freilich wohl 
uuch am größten gewesen sind. 
Die ursprünglichen Uferlinien, zwischen denen früher der Wasserspiegel bei 
gewöhnlichen Abflußverhältnissen breiter und das Bett flacher als jetzt war, bilden 
oft die Begrenzung des Stromes bei häufiger eintretenden Anschwellungen, und
	        
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