Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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Die Thalentwicklung ist demnach in der unteren Strecke nicht wesentlich 
größer als in der oberen. Lauf- und Flußentwicklung zeigen dagegen in den 
beiden Strecken nicht unerhebliche Unterschiede. Die geringe Laufentwicklung in der 
oberen Strecke ist darauf zurückzuführen, daß der Wasserlauf in dem verhältniß— 
mäßig engen Thale nur unwesentlich von der Thalrichtung abweichen kann und 
daß er dort, wo sich das Thal verbreitert, vielfach begradigt ist. Dagegen findet 
er in dem breiteren Thale der unteren Strecke mehr Gelegenheit zu größeren 
Biegungen und zeigt daher trotz der mehrfach ausgeführten Begradigung eine 
stärkere Entwicklung. 
b) Mittellauf. 
Der Mittellauf der Aller reicht von dem Eintritte des Flusses in das ebene 
Gelände des Drömlings bei Grafhorst bis zur Stadt Celle, von wo ab der Fluß 
schiffbar wird. Als obere Grenze des Abschnitts ist bei dieser Eintheilung die 
Grafhorster Schleuse gewählt, weil einerseits der Wasserlauf hier völlig in die 
Ebene tritt und weil andererseits dieser Punkt in hydrographischer Beziehung in 
sofern von Bedeutung ist, als an dieser Stelle der Allergraben abzweigt, durch 
den bei höheren Wasserständen ein Theil des Allerwassers nach der Ohre, also 
nach dem Elbegebiet, abgeleitet wird. Ein anderer Punkt von wesentlicher Be— 
deutung für den Mittellauf ist die Einmündungstelle der Oker, da von hier ab 
die Abflußverhältnisse des Mittellaufs wesentlich durch die Wasserführung der 
Oker bedingt wird. Wir erhalten demnach für den Mittellauf zwei natürliche 
Abschnitte, ober- und unterhalb der Okermündung. 
Von der Grafhorster Schleuse ab folgt die Aller noch auf einer kurzen 
Strecke der nordwestlichen Richtung, in der sie den Oberlauf verläßt, durch— 
schneidet dann zunächst in westsüdwestlicher, später südwestlicher und bei Vorsfelde 
sogar fast südlicher Richtung den Drömling in einem begradigten und ausgebauten 
Bette. Bei dem zuletzt genannten Orte macht sie darauf eine nahezu rechtwinklige 
Biegung und nimmt ihren Weg auf Wolfsburg zu, wo sie sich in zwei Arme 
theilt. Der südliche dieser Arme, der sogenannte Umfluthgraben, dient dazu, einen 
Theil des Hochwassers um Wolfsburg herum abzuleiten und ist bei Gelegenheit 
des Ausbaues des Flusses im Drömling und in der unterhalb bis Dieckhorst hin 
reichenden Strecke auf Grund eines im Jahre 1859 zwischen Preußen, Hannover 
und Braunschweig abgeschlossenen Vertrages, der eine Verbesserung der Vorfluth 
in der bezeichneten Flußstrecke bezweckte, angelegt worden. Von der Einmündung 
des Umfluthgrabens, gleich unterhalb Wolfsburg, ab bis unterhalb Warmenau ist 
bei dem eben erwähnten Ausbaue das ehemals vielfach gekrümmte natürliche Bett 
des Flusses verlassen und dafür in einer Länge von etwa 4,5 Rm ein künstlicher 
Lauf angelegt worden, der zunächst ziemlich genau nach Westen, von Kästorf ab 
aber nach Westnordwest gerichtet ist. Einzelne Strecken des ehemaligen Laufes 
sind für die Anlage von Seitengräben, die hier den Fluß auf beiden Seiten be— 
gleiten, benutzt worden. Zugleich mit dem Ausbaue dieser Allerstrecke hat auch 
eine Verlegung der Mündung der Kl. Aller stattgefunden, indem dieser Wasser— 
lauf von Warmenau ab in einem graden, nach Südwesten gerichteten Bette dem 
künstlichen Allerlaufe zugeführt ist.
	        
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