Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

234 — 
eine besondere Abmachung erfolgt war, wurde es möglich, in der oberhalb gelegenen 
Strecke der Ohre, wo diese ganz wild floß, überhaupt erst ein begrenztes Bett 
zu schaffen, in das die Entwässerungszüge abgeleitet werden konnten. Durch die 
Trockenlegung dieses Theiles des Drömlings, die in den Jahren 1772,96 unter 
Aufwendung ganz beträchtlicher Geldmittel erfolgte, entstanden weite Flächen aus— 
gezeichneten Wiesen- und Weidelandes, zu deren Besiedelung Friedrich der Große 
auch von auswärts Kolonisten heranzog. 
Um nun zu verhüten, daß das Wasser aus dem im Allergebiete gelegenen 
Drömlingsantheile und das wild fließende Allerhochwasser nach dem urbar ge— 
machten Gebiete überträte und hier die Grabenzüge verschlämmte, wurden in der 
Nähe der preußischen Grenze zwei Dämme, der Kiefholzdamm und der Fang— 
damm, angelegt, von denen der erstere, an dem höher gelegenen Gelände bei 
Breitenrode beginnend, sich in einer Länge von etwa 2 kmenach Norden erstreckte, 
während der Fangdamm dahinter, also östlich von ersterem, ebenfalls in der Nähe 
oon Breitenrode begann, aber sich viel weiter nach Norden zog. Beide Dämme 
schlossen indessen den preußischen Drömling nicht vollständig gegen das Aller— 
sjochwasser ab; vielmehr konnte ein Theil desselben sowohl durch die vorhandenen 
Lücken in den Dämmen, als auch um den Fangdamm herum seinen Weg nach 
der Ohre nehmen. In der Hauptsache suchten sich die Hochwassermassen der 
Aller aber ihren Weg nach dem durch jene Dämme abgegrenzten westlichen Theil 
des Drömlings, in dem sich die Zustände in der Folge noch schlimmer gestalteten. 
Braunschweig, dessen Gebiet in erster Linie unter diesen Verhältnissen litt, suchte 
durch Begradigung und Ausbau des Allerbetts nach Hannover hin Vorfluth zu 
schaffen; da aber die hannoversche Regierung den Stellfelder Damm, der in der 
Nähe der Grenze bei der Einmündung der Kl. Aller das Allerthal durchquert, 
absichtlich ohne genügend weite Durchflußöffnungen ließ, so stauten die aus dem 
braunschweigischen Drömling umso schneller abfließenden Hochwassermassen sich 
oberhalb des Dammes und überschwemmten die tiefer gelegenen Ländereien weit— 
hin, sodaß diese vielfach eher einem See als einer besiedelten Fläche glichen. 
Wirksame Abhilfe konnte hier nur dadurch erreicht werden, daß Hannover 
für hinreichende Vorfluth sorgte. Aber auch hier lagen die Verhältnisse schon 
seit langer Zeit sehr mißlich. Der Wasserabfluß in der Aller wurde durch das 
schmale und vielfach gekrümmte Flußbett stark beeinträchtigt; zudem waren auch 
an Viehtränken, Flachsröthen und Furthen vielfache Untiefen vorhanden. Ver— 
schlimmert wurden die Verhältnisse auch noch durch die beiden Mühlen bei Gifhorn 
und Dieckhorst. Beide besaßen zwar in früheren Zeiten Freifluthen, die aller— 
dings nicht vollkommen ausreichend waren; im Jahre 1655 wurde indessen zunächst 
die Freifluth bei Gifhorn vom Mühlenbesitzer zur Ersparung der Unterhaltungs— 
kosten zugeschüttet und bald darauf, im Jahre 1670, aus demselben Grunde auch 
diejenige bei Dieckhorst. Die Besitzer der oberhalb gelegenen Wiesen durchstachen 
zwar wiederholt die Dämme bei Hochwasser; doch blieben die Verhältnisse im 
Allgemeinen ungeändert, bis man um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts 
daranging, die Aller von Celle bis Gifhorn schiffbar zu machen. Zu diesem 
Zwecke wurde in der Flußstrecke zwischen Celle und Dieckhorst an einigen Stellen 
ein Ausbau des Bettes vorgenommen, bei Dieckhorst eine Schiffschleuse erbaut
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.