Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

246 
Westen nicht ausgeblieben sein; man wird deshalb aus dem Bilde der jährlichen 
Wasserstandsänderungen nur mit einigem Vorbehalte ins Einzelne gehende Schlüsse 
ziehen dürfen. 
Im Gegensatze hierzu ist aus den Zahlen der mehrjährigen Mittelwerthe 
ein regelmäßiger Zusammenhang zwischen dem jeweiligen Wasserwechsel der Aller 
und den Veränderungen ihres Bettes zu erkennen. An der Aller entsprechen den in 
den Zeiträumen 1866,71 und 1876,83 eingetretenen stärkeren Senkungen Gruppen 
nasser Jahre, den in den Zeiträumen 1872,75 und seit 1886 vorgekommenen 
schwächeren Senkungen oder Hebungen des Flußbetts Gruppen trockener Jahre. 
Hierbei ist indessen zu bemerken, daß die Gruppierung der abflußreichen und 
abflußarmen Jahre für die Aller nicht völlig mit denjenigen für die Weser über— 
einstimmt, weil die einzelnen Theile ihrer Gebiete doch schon zu weit auseinander 
liegen und auch in ihren Eigenschaften zu verschieden sind, um ganz überein— 
stimmende meteorologische Erscheinungen aufzuweisen. Außerdem wird wie in 
den Stromgebieten der Elbe, Oder und Weichsel, auch im Weserstromgebiete der 
Abflußvorgang des Hauptstroms vorwiegend durch die Quell- und Nebenflüsse 
des Gebirgslandes beherrscht, während der gewissermaßen selbständige Neben— 
strom (bei der Weser die Aller, bei der Elbe die Havel, bei der Oder die 
Warthe, bei der Weichsel der Narew) die Eigenschaften der Flachlandgewässer 
in ausgeprägter Weise zeigt. Da aber die meteorologischen Verhältnisse auf den 
Abfluß aus dem Gebirgslande häufig anders einwirken als auf den Abfluß aus 
dem Flachlande, so fallen die Gruppen wasserreicher und wasserarmer Jahre bei 
den Wasserläufen des Gebirgs- und Flachlandes nur theilweise zusammen. In 
wie weit die einzelnen Jahre wasserreich oder wasserarm gewesen sind, läßt sich 
sehr gut aus einer Darstellung der Häufigkeit der Wasserstände erkennen. Eine 
solche Darstellung zeigt bei diesem Vergleiche den außerordentlich starken Rückgang 
der mittleren und höheren Wasserstände seit der Mitte der achtziger Jahre, der 
die von da ab beginnende Auflandung des Bettes der Aller als eine durch un— 
gewöhnliche Witterungsverhältnisse verursachte Erscheinung erkennen läßt. 
Die geringfügigen Arbeiten, die nach den auf S. 240 gemachten Angaben 
an der schiffbaren Aller erst seit 1890 ausgeführt worden sind, denen aber die 
Uferanlieger die schädliche Senkung der Wasserstände zuschreiben, können offenbar 
keine durchgreifende Wirkung auf die Veränderung der Wasserstände ausgeübt 
haben; sicherlich sind sie nicht mit der nur in der Zeit vor 1890 beobachteten 
Senkung der Wasserstände irgendwie in Verbindung zu bringen. Auch in den 
Schwankungen, welche die Hebung der Wasserstände im letzten Jahrzehnte begleiten, 
läßt sich nirgends eine schädliche Einwirkung der Ausbauarbeiten erkennen. Beim 
Pegel zu Celle, an dem sich der Einfluß am deutlichsten zeigen müßte, ist sogar 
gerade die stärkste Hebung der Wasserstände eingetreten, und zwar selbst in den letzten 
3 Jahren, als in der oberen Flußstrecke verhältnißmäßig viel gebaggert worden ist. 
Wenn trotzdem die Anwohner im Laufe der letzten Jahre eine Senkung 
der Wasserstände um 0,50 bis 0,60 mbeobachtet haben wollen, so läßt sich 
eine solche Verschiebung der Spiegelhöhe nur aus einer Hebung der Ufer durch 
Auflandung erklären, und thatsächlich kann man eine nicht unbeträchtliche Hebung 
der Uferrehnen feststellen. Trotzdem in den letzten Jahrzehnten mehrfach Ein—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.