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ebnungen der Wiesen stattgefunden haben, erheben sich in ausgedehntem Umfange
hohe Uferrehnen längs des Flußbetts. Es läßt sich also von vornherein an—
nehmen, daß diese erst in den Jahren nach der Einebnung entstanden sind.
Eine Grube, die auf einer solchen Uferrehne niedergebracht wird, zeigt aber
auch in der Bodenbeschaffenheit die allmähliche Aufhöhung mit größter Deutlich—
keit. In den frisch abgestochenen Grubenwänden hebt sich eine Bank des bei der
Einebnung der Wiesen umgegrabenen oder aufgebrachten Bodens von dem
darunter liegenden feingeschichteten Sande ab. Oberhalb dieser Bank findet man
abwechselnde Lagen reinen, weißen Sandes und dunkelgefärbten humushaltigen
Sandes, welch' letzterer jedesmal die Oberfläche eines Wiesenbodens darstellt,
während der reine Sand von Aufschwemmungen herrührt. An mehreren Stellen
wurden auf den hinter den Uferrehnen gelegenen Wiesen Gruben niedergebracht,
die dasselbe Bild zeigten, jedoch mit dem Unterschiede, daß in größerer Ent—
fernung vom Flusse die Zahl der einzelnen Schichten abnahm, die Mächtig—
keit der Bänke humushaltigen Sandes aber zunahm. Hieraus kann man schließen,
daß die weiter zurück liegenden Theile der Wiesen nur in größeren Zwischen—
räumen nennenswerthe Versandungen erfahren haben; die Gesammtaufhöhung war
hier dementsprechend geringer.
Die bedeutendste Aufhöhung, die auf diese Weise festgestellt wurde, findet
sich bei Winsen (Km. 21,3), wo ein Uferabbruch eine Rehne angeschnitten hat,
die bis zu O,90 m aufgelandeten Boden zeigt. Die Mächtigkeit der einzelnen
Schichten des aufgelandeten Bodens wechselt sehr stark; es sind sowohl Schichten
von 0,5 em, wie solche von 6 ein Mächtigkeit beobachtet worden. In einzelnen
Fällen, bei welchen die Zeit der Einebnung der Wiesen bekannt ist, konnte auch
die Schnelligkeit, mit der die Aufhöhung vor sich ging, festgestellt werden. So
zeigte bei einer Wiese in der Nähe von Hornbostel, die vor ungefähr 30 Jahren
eingeebnet worden sein soll, eine vom Ufer 6 mm entfernte Grube, daß innerhalb
des dreißigjährigen Zeitraumes eine Aufhöhung um 0,48 mm stattgefunden hat; etwa
25 mn weiter landeinwärts ergab eine zweite Grube, daß hier das Gelände noch
eine Erhöhung von 0,25 m erfahren hatte, und abermals 6mm weiter landeinwärts
fand sich eine Auflandung von O,10 m Stärke. Bei einem anderen Schürfloche
ergab sich eine durchschnittliche jährliche Versandung von etwas über 2 em Stärke.
Als Beispiel für die Aufhöhung der Wiesen im letzten Jahrzehnte kann ange—
führt werden, daß ein kleiner Wiesenstreifen gegenüber der Fuhsemündung seit
1892 eine Auflandung von 5 Sand- und Zwischenschichten mit zusammen 0,16 m
Stärke erhalten hat. Nach diesen Untersuchungen läßt sich annehmen, daß die
von den Anliegern beobachtete Verschiebung des Wasserspiegels im Verhältnisse
zur Uferhöhe nicht auf eine Senkung des Wasserstandes seit Ausführung der
Flußbauten, sondern auf eine Aufhöhung der Ufer zurückzuführen ist.
Die beiläufig in den Beschwerden vorkommende Behauptung, daß durch die
Ausdehnung der Bewässerungsanlagen an der oberen Aller der untere Flußlauf
immer wasserärmer werde, ist jedenfalls sehr übertrieben. Die durch solche An—
lagen entstehenden Wasserverluste können freilich vorübergehend einen bedeutenden
Bruchtheil der gewöhnlichen Kleinwassermenge des Flusses umfassen, nämlich
venn größere Flächen frisch berieselt werden, das entnommene Wasser also zu—