Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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nächst zur Aufhöhung ihres Grundwasserspiegels verbraucht wird und erst nach 
einiger Zeit in den Fluß zurückkehrt (vergl. Weichsel-Werk, Bd. IV S. 396). 
Hiervon abgesehen, dürfte der durch vermehrte Verdunstung und Verbrauch für 
den Graswuchs entstehende Wasserverlust im Verhältnisse zur ganzen Abfluß— 
menge nicht beträchtlich sein. Eine mit Sicherheit kaum durchzuführende Ermittlung 
dieses Verhältnisses könnte zudem an den Ergebnissen der bisherigen Feststellungen 
über die thatsächlichen Hebungen und Senkungen der Wasserstände nichts ändern. 
Von dem Gesammtbetrage der Wasserstandsverschiebung wäre eine kleine Senkung 
als Wirkung jener Wasserentnahme anzusehen und nur der größere Rest als 
Wirkung der Veränderung des Flußbetts anzunehmen. 
Neben der allgemeinen Senkung der Wasserstände führten die Anlieger der 
Aller als weitere Ursache von Schädigungen an, daß die Hochwasser neuerdings 
rascher verlaufen und nachtheilige Ueberschwemmungen häufiger eintreten. Ein 
Steigen oder Fallen des Wassers umerd. 11m in 24 Stunden wurde als nicht 
selten bezeichnet. Aus der Häufigkeit des Eintritts der verschieden hohen Wasser— 
stände, die beim Pegel zu Winsen für einen längeren Zeitraum ermittelt worden 
ist, läßt sich nun allerdings unzweifelhaft erkennen, daß in der Aller 1891,99 
vährend des Sommers die kleineren Wasserstände ungewöhnlich kurze Zeit an— 
zehalten, die höheren Wasserstände aber häufiger als in den übrigen Jahr— 
zehnten aufgetreten sind, wogegen im Winter die für das Anfeuchten der Wiesen 
vichtigen höheren Wasserstände schon seit dem Jahre 1881 zurückgegangen sind. 
Die von den Anliegern gemachte Angabe, daß die nachtheiligen Sommerwasser— 
stände in letzter Zeit häufiger als früher eingetreten seien, ist demnach zutreffend; 
oerstärkt mag der Eindruck noch dadurch sein, daß die trotz jener Versandung 
oortheilhaften winterlichen Anschwellungen zurückgeblieben sind. Aber eine ähn— 
liche Erscheinung hat sich nicht allein an der Aller gezeigt, sondern auch an der 
Weser und bei den anderen norddeutschen Strömen, z. B. in besonders schädlicher 
Weise an der Unteren Oder, wo ebenfalls die ermittelte Häufigkeit der Wasser— 
stände eine gleiche Veränderung in der Vertheilung der hohen und niedrigen 
Wasserstände ergiebt. Es kann sich demnach bei dieser Erscheinung nur um eine 
ungewöhnlich weit erstreckte Einwirkung von Witterungsverhältnissen handeln. 
Wenn nun auch die Beobachtungen der Beschwerdeführer hinsichtlich der 
Häufigkeit der Sommeranschwellungen richtig sind, so ist das, was sie in Bezug 
auf den schnelleren Verlauf der Fluthwellen vorgebracht haben, nicht zutreffend. 
Die Form der Hochwasserwellen der Aller hat nach den vorliegenden Beob— 
achtungen in der letzten Zeit keine Aenderung erfahren. Seit 1891 ist nur ein— 
mal eine auffällig rasche Aenderung der Wasserstandshöhe vorgekommen; sonst 
betrug aber der größte Wasserstandswechsel von einem Tage zum anderen im 
letzten Jahrzehnte ebenso wie früher nicht mehr als 0,60 m. Die Behauptung, 
daß Wasserstandsänderungen von 11m in 24 Stunden nicht selten seien, ist dem— 
nach unzutreffend. 
Faßt man alles Gesagte zusammen, so haben sich die Angaben der Beschwerde— 
führer über die ihnen erwachsenen Nachtheile zwar im Allgemeinen als richtig erwiesen; 
indessen sind die Ursachen der wahrgenommenen Erscheinungen von ihnen verkannt 
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