Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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2. Eindeichungen und Meliorationen. 
a) Oberlauf. 
Am Oberlaufe der Aller kommen Verwallungen nur in der untersten 
Strecke bei und unterhalb der Stadt Oebisfelde vor. Doch handelt es sich bei 
diesen Verwallungen nicht um Deichanlagen, die abgeschlossene Polder gegen die 
Ueberfluthung von Hochwasser schützen; vielmehr sind die Verwallungen zu dem 
Zzwecke angelegt, dem Hochwasserstrome den Weg nach niedrigen, weiter vom 
Flusse abgelegenen Ländereien abzuschneiden und ihn in der Nähe des Mittel⸗ 
laufs zusammenzuhalten. Die Ausführung der Anlagen steht im Zusammenhange 
mit der Regelung der Wasserverhältnisse im Drömling, die auf Grund des schon 
mehrfach erwähnten, zwischen Preußen, Hannover und Braunschweig im Jahre 
1859 abgeschlossenen Staatsvertrages ausgeführt wurden. 
Vor Ausführung der erwähnten Verwallungen konnte ein Theil des Aller⸗ 
hochwassers, das oberhalb der Stadt Oebisfelde über das rechte Ufer trat und 
dann östlich der Stadt abfloß, seinen Weg nach dem Gebiete der Ohre nehmen. 
Auch unterhalb der Stadt fanden die über das rechte Ufer austretenden Hoch⸗ 
wassermassen, dem natürlichen Gefälle des Geländes folgend, theilweise ihren 
Weg nicht wieder zum Thal der Aller zurück, sondern flossen an Breitenrode 
vorüber in das Ohregebiet. Eine Aenderung dieser Verhältnisse konnte nur er— 
folgen, wenn in dem eigenen Gebiete der Aller für das Hochwasser genügende 
Vorfluth geschaffen wurde. Dies geschah aber durch die in dem oben genannten 
Staatsvertrage festgesetzten Maßnahmen und deshalb waren auch in diesem Ver— 
trage bestimmte Anweisungen für die Anlage der Verwallungen gegeben, denen 
entsprechend die Deichanlagen in der Folge ausgeführt sind. Zunächst ist von 
dem höher gelegenen Gelände oberhalb Oebisfelde an dem rechten Ufer eines 
kleinen Wasserlaufs, des sogenannten Landgrabens, entlang ein Deich angelegt, 
der auf die Stadt zuläuft und sich früher auch noch ein Stück jenseits des hier 
nach Norden umbiegenden ehemaligen Hauptlaufs der Aller, des jetzigen Mühlen— 
kanals, fortsetzte. In dieser Verwallung befand sich die auf S. 232 erwähnte 
Schleuse, die den Zufluß zu den unterhalb Oebisfelde gelegenen Mühlen regelte. 
Später, als die Stadt Oebisfelde sich weiter ausdehnte, beseitigte man zur Ge— 
winnung von Baugelände mit behördlicher Erlaubniß das links des Mühlen— 
kanals gelegene Stück der Verwallung und erzielte hier den Hochwasserabschluß 
durch eine Mauer. — Im Osten der Stadt zieht sich ferner, zumeist am Mühlen— 
kanal entlang, eine niedrige Verwallung bis Kaltendorf hin, wo die unterhalb 
der Stadt gelegene Deichanlage beginnt. Diese läuft zunächst auch am Mühlen— 
kanal entlang, wendet sich aber unterhalb der Jahnsmühle nach Nordwest und 
begleitet den hier begradigten Lauf der Aller im Osten in einer Entfernung von 
rd 300 me(80 Ruthen); schließlich biegt sie nach Abzweigung des zum Ohregebiete 
führenden Allergrabens nach Norden um und schließt in der Nähe von Breiten— 
rode an das höhere Gelände an, so also in Verbindung mit den anderen später 
erwähnten Deichanlagen dem Hochwasser den Weg nach dem im Gebiete der 
Ohre gelegenen Theil des Drömlings versperrend.
	        
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