Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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Tabelle angegebenen Höhenzahlen für die Pegelnullpunkte noch nicht auf Präzisions— 
anivellements beruhen. 
Beginnen wir die jährliche Wasserstandsbewegung mit der Zeit der Schnee— 
schmelze zu betrachten, so sehen wir, daß ANWV, MWV und MDM in der lang— 
jährigen Reihe für Verden (1846, 1900) schon im Februar ihre Höchstwerthe er— 
langen, wogegen diese bei den nur 30-jährigen Mittelwerthen hier und an den 
anderen Pegelstellen erst dem März zufallen. Auch an den Pegelstellen der Leine 
und Oker zeigt sich, daß die Wasserstände des Februar sich etwas erhöhen, wenn 
man bei der Berechnung der Mittelwerthe bis in die 50er oder doch wenigstens 
die 60-er Jahre zurückgehen kann. In dieser früheren Zeit muß die Schnee— 
schmelze sich also vorwiegend im Februar vollzogen haben. Aus den Fünfjahrs— 
mitteln ist zu ersehen, daß namentlich 1846,50 und 1866,70, recht merklich je— 
doch auch 1861,65 die Wasserstände des Februar die des März übertrafen, und 
zwar von den Kleinwasserständen bis zu den Hochwasserständen hinauf, wie es 
grade für solche Fälle bezeichnend ist, bei denen die Wasserführung nicht durch 
augenblickliche Regenfälle, sondern durch schmelzende Schneemassen bedingt ist. 
Nach den Untersuchungen über die klimatischen Verhältnisse überstieg in 
allen oben angeführten Jahrfünften die Temperatur ihren Mittelwerth, und zwar 
— 
die Normaltemperatur sonst nie so erheblich überschritten wurde wie in den Jahren 
— V 
Verden um 0,56 mm größer ist als das des März. Noch erheblicher stellt dieser 
Mehrbetrag sich für die Jahre 1846,50, deren Temperaturabweichungen nicht für 
das Gesammtgebiet der beiden Ströme, sondern nur für Gütersloh und Emden 
mitgetheilt werden konnten (Tabellenband S. 36) und im Jahresmittel für diese 
heiden Orte 4 0,240 betragen. Andererseits rücken in dem besonders kalten 
Jahrfünft 1886,90 die hohen Wasserstände in ganz ausgeprägter Weise auf das 
Ende des Winterhalbjahres (März und April), während der Anstieg von Januar 
auf Februar nur ziemlich geringfügig ist, und dieser Zusammenhang zwischen den 
Temperaturverhältnissen und dem früheren oder späteren Anschwellen der Flüsse 
im Frühjahre würde sich gewiß noch deutlicher ausprägen, wenn die Temperatur— 
angaben nicht für die betreffenden Gesammtzeitspannen, sondern nur für die 
Winterhalbjahre oder deren letzte Monate in Rechnung gezogen würden. 
Ob für einen ganz langjährigen Zeitraum der Februar oder der März 
als der Monat der höchsten Wasserstände hervorgehen würde, muß nach diesen 
Betrachtungen vorläufig dahingestellt bleiben. Dagegen zeigt sich schon jetzt, daß 
der Höchstwerth des MNW nicht merklich später, der des MIIW aber nicht merk— 
lich früher eintritt als der des MW, wogegen diese zeitliche Trennung der Scheitel 
stattfinden müßte, wenn das spätere Schmelzen des Schnees im Berglande auf den 
Abflußvorgang der Aller stärker einwirkte. Allenfalls könnte eine Einwirkung 
der aus dem Harze kommenden Oker darin erblickt werden, daß bei Winsen das 
MNW von März auf April nur um einen geringen, jedenfalls merklich gerin— 
geren Betrag abnimmt als an den übrigen Pegelstellen; doch ist diese Erscheinung 
doch nur recht unbedeutend. Da nun aber der Harz die in ihm mächtig an— 
wachsende Schneedecke thatsächlich doch weit später verliert als das ziemlich flache,
	        
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