Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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zwischen Elbe und Weser nördlich vor ihm liegende Gebiet, so ist anzunehmen, 
daß ein großer, vielleicht sogar der größte Theil des im Harz sich ansammelnden 
Schmelzwassers während des Frühjahrs überhaupt nicht zum Abflusse gelangt. 
Ein großer Theil dieser Wassermengen verschwindet vielleicht in den am Harzrande 
zahlreich sich findenden Spalten, was nur durch besondere geologische Untersuchung 
klargestellt werden könnte. Außerdem hält aber auch wohl der ausgedehnte Wald— 
boden des Gebirges das Wasser lange Zeit fest, sodaß es Gelegenheit zu lang— 
samer Versickerung und späterem Wiederhervorquellen hat, wodurch es erklärlich 
wird, daß die Gewässer des Harzes selbst in trockenen Sommerzeiten nicht ganz 
oersiegen. 
Auch aus den flacheren Gebietstheilen fließt nicht alles Schneewasser so— 
gleich beim Eintritt warmer Witterung ab, infolge der geringeren Bodenneigung 
vielleicht sogar verhältnißmäßig noch weniger als aus dem Gebirge. Aller Wahr— 
scheinlichkeit nach rühren sonach die Wassermengen, die während des Sommer— 
halbjahres zum Abfluß gelangen, zum großen Theil aus den während des Winters 
gefallenen Niederschlägen her. Immerhin sinkt die Linie des MW, die im 
Februar / März 0,5 bis 0,9 m über das MW des Jahres steigt, schon in der 
ersten Hälfte des Mai wieder unter dieses hinab, und erst nach einer weiteren 
bedeutenden Verkleinerung des MM von Mai auf Juni verlangsamt der Abstieg 
sich etwas; im September liegt das MW schließlich o,s bis 0,7 m unter dem 
Jahresmittelwasser. Dagegen überragen schon die Wasserstandszahlen für den 
Oktober die des September nicht unbeträchtlich; besonders lebhaft wird der An— 
stieg aber erst vom November ab, wobei die Mittelwasserlinie ungefähr am Ende 
dieses Monats die Höhe des Jahresmittelwassers wieder erreicht. 
Auch ihren tiefsten Betrag erreichen das MIW und MNM gleichzeitig mit 
dem MM, also im September, und ebenso theilen sie mit diesem die Eigenschaft, 
zwischen dem höchsten und dem tiefsten Betrage sekundäre Maxima oder Minima 
nicht zu besitzen. Insbesondere sei hervorgehoben, daß ein Nebenscheitel, den 
das MHW an der oberen Oker infolge der starken Dezemberniederschläge im 
Harze für diesen Monat zeigt, auf die Aller nicht mit übergeht. Doch rückt 
flußabwärts das MIIW der Monate Dezember / Februar etwas höher, das des 
April aber etwas tiefer. Denn bei Brenneckenbrück ist noch das MAIIW des Januar 
kleiner als das des April; bei Winsen überschreitet der Betrag für ersteren den 
für April schon ein wenig; bei Westen und Verden aber beläuft der Mehrbetrag 
des Januar sich auf 0,2 und 0,8 m, wobei das MIW des April hier nahezu 
auf die Höhe dessen für den Dezember sinkt. Je näher man der Mündung des 
Flusses kommt, um so mehr verfrühen sich also die Hochwassererscheinungen, und 
man darf wohl vermuthen, daß dies hauptsächlich durch die Milderung des Klimas 
bedingt wird, die nach Westen und nach der Küste hin stattfindet. 
In der wasserärmsten Zeit sinkt die Linie des IIIV unter das MW des 
Jahres, und zwar hält sie sich bei Brenneckenbrück und Winsen 2 bis 3 Monate 
unter diesem, an den übrigen Pegelstellen aber während der 4 Monate Juli bis 
Oktober. Hierin sowohl wie an den weiter unten betrachteten Hauptzahlen beider 
Jahreshälften zeigt sich, daß die sommerlichen Anschwellungen, die ohnedies nur 
recht selten eine beträchtliche Höhe erreichen, flußabwärts noch etwas an Bedeu—
	        
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