Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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geleitet. Die obere Leine und auch die Rhume hatten diesmal nur ein mäßiges 
Hochwasser; daß dennoch am Leinepegel zu Wispenstein ein so hoher Wasserstand 
eintrat, unterstützt die im Kap. 3 ausgesprochene Vermuthung, daß die Hochfluthen 
hier einen Stau erleiden. Recht bedeutend war das Hochwasser der Innerste, 
wodurch der Höchststand bei Grasdorf noch etwas früher eintrat als bei Wispen— 
stein. Seine Fortpflanzung bis Basse dauerte zwar ziemlich zwei Tage; doch 
kam trotzdem der Fluthscheitel der Leine dem der Aller zuvor. 
Ausschließlich durch Regenfälle hervorgerufen wurde auch das Hochwasser 
vom November 1890, an dem im Gewässernetz der Aller besonders die Rhume 
und Innerste betheiligt waren, wogegen im Quellgebiete der Oker nur mäßig 
große Wassermengen auftraten. Aus den Aufzeichnungen für Grasdorf sieht man 
ziemlich deutlich, daß die Fluthwelle der Innerste hier am 25. /26. dem von der 
Rhume gebrachten Hochwasser voranging, und bei Basse sind sogar drei Scheitel 
angedeutet. 
Ein ungefähr ebenso großes Hochwasser hatte die Aller im November / De⸗ 
zember 1901. Dasselbe setzte sich aus mehreren Fluthwellen zusammen, die durch 
Schnee-, Graupel- und Regenböen am Rande äußerst tiefer nordischer Luftdruck— 
wirbel hervorgerufen wurden, wobei jedoch der Niederschlag in Regenform über— 
wog. Das Gebiet der Oberen Weser kam infolge seiner südlicheren Lage weniger 
in den Wirkungsbereich dieser Tiefdruckgebiete, und so war die Anschwellung der 
Oberen Weser ziemlich unbedeutend, wogegen das Wasser a. P. zu Hoya am 
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zwischen lief, nachdem das Wasser Ende November auf 1,85 mea. P. gesunken war, 
eine kleinere Fluthwelle vorüber, die den Wasserspiegel am 3. Dezember auf 2,82 m 
a. P. hob. Auch an der Aller, mehr aber noch an der Leine, blieben die ganz 
unabhängig von einander entstandenen Fluthwellen zunächst scharf von einander 
gesondert. Unterhalb der Leine nahm der Abfluß dagegen ein derartig seeartiges 
Gepräge an, daß z. B. bei Ahlden der Wasserspiegel, nachdem er am 25. No— 
oember ziemlich 3,2 m a. P. erreicht hatte, nur ganz langsam etwas unter 3m 
zurücksank, worauf er gegen die Mitte des Dezember wieder etwas über diese 
Höhe stieg. Durch diese lange Dauer des Allerhochwassers wurden die Wellen— 
thäler zwischen den Fluthwellen der Weser zum großen Theil ausgefüllt. Denn 
während bei Hoya der Wasserspiegel z. B. auf der Rückseite der ersten Fluth— 
welle um mehr als 2,38 mm sank, worauf zunächst die erwähnte kleinere Fluthwelle 
mit einer Anhebung desselben um ziemlich 1mm folgte, betrug bei Baden die ent— 
sprechende Senkung nur etwas über 0,7 m, die Hebung aber 0,2 m, und in ähn— 
lichem Verhältniß verringerten sich die weiteren Wasserstandsschwankungen. Vor 
Allem bestand aber die Einwirkung der Aller darin, daß sie zu dem Fluthscheitel, 
der aus der Mittleren Weser kam, einen besonderen Fluthscheitel hinzufügte, der 
1bis 2 Tage nach jenem eintrat und ihn a. P. zu Baden (mit etwas über 3,66m 
am 26./27. November) ungefähr 0,25 mm übertraf. 
Unter den Winterhochwassern sind besonders diejenigen vom März 1881, 
März 1888 und Januar 1891 zu erwähnen. Gemeinsam ist ihnen, daß sie bei 
hoch mit Schnee bedecktem Boden durch das plötzliche Eintreten regnerischen Thau— 
wetters hervorgerufen wurden. Sucht man die Tage auf, an denen die Fluth—
	        
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