Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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scheitel dieser großen Winterhochwasser eintraten, so zeigt sich, daß diese zu— 
sammen meist eine weit kürzere Zeitspanne umschließen als dies bei den 
Sommerhochwassern der Fall ist. So gehören im März 1881 die Fluthscheitel 
bei allen auf S. 153 des Tabellenbandes erwähnten Pegelstellen des Gewässernetzes 
der Aller trotz dessen so weiter Verzweigung dem 10./13. März an. Besonders 
zeigen die untere Leine und die untere Aller den flach geformten Wellengipfel 
ziemlich um die gleiche Zeit (12. /138. März), und ganz ähnlich verhalten sich in 
dieser Hinsicht die großen Fluthwellen im März / April 1888, bei denen nur durch 
das Dazwischentreten des Eises am Unterlaufe der Aller manche Unregelmäßigkeit 
in die Form der Fluthwellen kommt. Das Hochwasser Ende Januar 1891 war 
mit einem verhältnißmäßig starken Eisgange verbunden, den man an der untersten 
Strecke der Aller sogar durch Sprengungen unterstützen mußte, und es ist offenbar 
nur auf die durch das Eis bewirkte Sperrung der Mündungstrecke zurückzuführen, 
daß der Fluthscheitel von der Mündung der Leine ab ein so langsames Fortschreiten 
zeigt (Tabellenbd. S. 168). Sieht man aber hiervon und ferner auch davon ab, daß 
an der mittleren Aller eine zweite, wenige Tage später eingetretene Fluthwelle 
dort noch höhere Wasserstände brachte, so gehören alle Höchststände dem 25./80. 
Januar an, sodaß diese Frist noch immer kürzer ist als bei den Sommerhoch— 
wassern. Die Ursache hierfür ist offenbar die, daß bei den Sommerhochwassern 
die vom Berglande niederströmenden Wassermassen großentheils erst die Fluß— 
niederungen füllen müssen, wogegen die Auflösung der Schneedecke durch Winter— 
oder Frühjahrsregen sich zunächst in den niedrigeren Gebietstheilen und an 
den Hängen bemerklich macht. 
Die Eisverhältnisse der Aller sind bisher einer planmäßigen Beobachtung 
noch wenig gewürdigt worden, und zwar wohl deshalb, weil der Abgang des 
Eises in den meisten Fällen ohne ernste Fährnisse von statten geht. Doch hat 
man am Unterlaufe des Flusses die Erfahrung gemacht, daß das Grundeis ge— 
wöhnlich so lange im Treiben bleibt, bis auf der Weser der Eisstand von unten 
her bis zur Mündung der Aller fortschreitet und dadurch dem Eise der Aller 
den Weg sperrt. Die dann sich bildende Eisdecke bricht bei Thauwetter gewöhn— 
lich zuerst bei Barnstedt auf, wo der Fluß die großentheils aus Mooren gespeiste 
Lehrde aufnimmt. Von Eisversetzungen wird aus den Jahren 1836, 1842, 
1845, 1888 und 1889 berichtet. Außerdem führte der Eisgang im Jahre 1841 
größere Zerstörungen an Deichen und Gebäuden herbei, da in diesem sehr strengen 
Winter die Eisdecke eine ganz ungewöhnliche Stärke erlangt hatte. 
Nach den Aufzeichnungen für die Pegelstelle Westen erscheint, wie die Ta— 
belle zeigt, das erste Grundeis nur sehr selten schon in der ersten Hälfte des 
November, besonders oft dagegen in den Tagen 27. November, 11. Dezember und 
22.26. Dezember, welche beiden Zeitspannen nach Tabellenband S. 26 auch be— 
sonders niedrigere Temperaturen besitzen. Das letzte Eis trieb dagegen besonders 
häufig gerade in derjenigen Pentade (10.14. Februar) ab, in der die Luftwärme 
einen Rückfall unter den Gefrierpunkt erleidet; das betreffende Eis hatte sich je— 
doch in einigen Fällen auch erst in diesen kalten Tagen gebildet. Daß der Fluß 
eine längere Zeit, etwa einen Monat lang, ununterbrochen eine Eisdecke trägt, 
kommt nur äußerst selten vor. An der Spitze dürfte in dieser Hinsicht für die
	        
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