280
scheitel dieser großen Winterhochwasser eintraten, so zeigt sich, daß diese zu—
sammen meist eine weit kürzere Zeitspanne umschließen als dies bei den
Sommerhochwassern der Fall ist. So gehören im März 1881 die Fluthscheitel
bei allen auf S. 153 des Tabellenbandes erwähnten Pegelstellen des Gewässernetzes
der Aller trotz dessen so weiter Verzweigung dem 10./13. März an. Besonders
zeigen die untere Leine und die untere Aller den flach geformten Wellengipfel
ziemlich um die gleiche Zeit (12. /138. März), und ganz ähnlich verhalten sich in
dieser Hinsicht die großen Fluthwellen im März / April 1888, bei denen nur durch
das Dazwischentreten des Eises am Unterlaufe der Aller manche Unregelmäßigkeit
in die Form der Fluthwellen kommt. Das Hochwasser Ende Januar 1891 war
mit einem verhältnißmäßig starken Eisgange verbunden, den man an der untersten
Strecke der Aller sogar durch Sprengungen unterstützen mußte, und es ist offenbar
nur auf die durch das Eis bewirkte Sperrung der Mündungstrecke zurückzuführen,
daß der Fluthscheitel von der Mündung der Leine ab ein so langsames Fortschreiten
zeigt (Tabellenbd. S. 168). Sieht man aber hiervon und ferner auch davon ab, daß
an der mittleren Aller eine zweite, wenige Tage später eingetretene Fluthwelle
dort noch höhere Wasserstände brachte, so gehören alle Höchststände dem 25./80.
Januar an, sodaß diese Frist noch immer kürzer ist als bei den Sommerhoch—
wassern. Die Ursache hierfür ist offenbar die, daß bei den Sommerhochwassern
die vom Berglande niederströmenden Wassermassen großentheils erst die Fluß—
niederungen füllen müssen, wogegen die Auflösung der Schneedecke durch Winter—
oder Frühjahrsregen sich zunächst in den niedrigeren Gebietstheilen und an
den Hängen bemerklich macht.
Die Eisverhältnisse der Aller sind bisher einer planmäßigen Beobachtung
noch wenig gewürdigt worden, und zwar wohl deshalb, weil der Abgang des
Eises in den meisten Fällen ohne ernste Fährnisse von statten geht. Doch hat
man am Unterlaufe des Flusses die Erfahrung gemacht, daß das Grundeis ge—
wöhnlich so lange im Treiben bleibt, bis auf der Weser der Eisstand von unten
her bis zur Mündung der Aller fortschreitet und dadurch dem Eise der Aller
den Weg sperrt. Die dann sich bildende Eisdecke bricht bei Thauwetter gewöhn—
lich zuerst bei Barnstedt auf, wo der Fluß die großentheils aus Mooren gespeiste
Lehrde aufnimmt. Von Eisversetzungen wird aus den Jahren 1836, 1842,
1845, 1888 und 1889 berichtet. Außerdem führte der Eisgang im Jahre 1841
größere Zerstörungen an Deichen und Gebäuden herbei, da in diesem sehr strengen
Winter die Eisdecke eine ganz ungewöhnliche Stärke erlangt hatte.
Nach den Aufzeichnungen für die Pegelstelle Westen erscheint, wie die Ta—
belle zeigt, das erste Grundeis nur sehr selten schon in der ersten Hälfte des
November, besonders oft dagegen in den Tagen 27. November, 11. Dezember und
22.26. Dezember, welche beiden Zeitspannen nach Tabellenband S. 26 auch be—
sonders niedrigere Temperaturen besitzen. Das letzte Eis trieb dagegen besonders
häufig gerade in derjenigen Pentade (10.14. Februar) ab, in der die Luftwärme
einen Rückfall unter den Gefrierpunkt erleidet; das betreffende Eis hatte sich je—
doch in einigen Fällen auch erst in diesen kalten Tagen gebildet. Daß der Fluß
eine längere Zeit, etwa einen Monat lang, ununterbrochen eine Eisdecke trägt,
kommt nur äußerst selten vor. An der Spitze dürfte in dieser Hinsicht für die