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vom Harze her mit großer Geschwindigkeit zusammenflossen, nehmen verhältniß⸗
mäßig langsam ihren Weg nach der untersten Strecke des Flusses, in dem sich
das Thal mehr und mehr erweitert. Das Hochwasser, das in den obersten
Strecken oft einen sehr stürmischen Verlauf nimmt, tritt deshalb sehr gemäßigt
in die Aller ein.
2. Grundrißform.
Als der eigentliche Quellbach der Oker ist die Gr. Oker anzusehen, die auf
dem Harze am Fuße des Bruchbergs in einer Höhe von — 889 mientsteht.
Indessen wird dieser Bach, der zunächst seine Richtung nach Westen nimmt, darauf
aber nach Norden umbiegt, schon nach einem Laufe von 2,1 Km Länge von dem
zur Innerste entwässernden Dammgraben abgefangen (vergl. S. 94), sodaß nur
bei sehr reichlichem Wasserzufluß aus dieser obersten Strecke Wasser in die unterhalb
gelegene Flußstrecke gelangt. Nach einer Doppelbiegung der Gr. Oker nach Westen
und zurück in nördliche Richtung tritt dann bei Altenau der zweite Quellbach,
die Kl. Oker hinzu, deren Quelle ziemlich genau 200 mm tiefer als die des Haupt—
quellbaches liegt, deren oberste Strecke aber auch noch durch den Dammgraben,
der hier in ungefähr — 590 m Höhe geführt ist, abgeschnitten wird. Nach der
Vereinigung der beiden Bäche nimmt dann die Oker allerdings unter Bildung
vieler kleinen scharfen Biegungen und Krümmungen in fast grader Richtung
ihren Weg nach Norden bis zu dem beim Hüttenorte Oker erfolgenden Austritte
aus dem Harze, schwenkt dann aber allmählich nach Nordosten um. Bei Wöl—
tingerode, wo sie in dieser Richtung auf den Harlyberg stößt, wendet sie sich am
Fuße des Bergrückens scharf nach Osten und umfließt den Ausläufer desselben,
indem sie wieder nach Norden umbiegt, auf der Ostseite. In einem flachen, nach
Westen offenen Bogen, der allmählich nach Nordwest umschwenkt, nimmt sie darauf
ihren Weg auf Schladen zu, von wo sie dann bis zum Ende des an der Ein—
mündung des Eckerbaches begrenzten Oberlaufs nordnordöstliche Richtung hat.
Die Biegungen sind nach dem Austritte aus dem Harze, trotzdem der Wasser—
lauf hier in den abgelagerten Schottermassen sich mehrfach verästelt, nicht so scharf
wie in der Harzstrecke; wenn dennoch die Flußentwicklung, wie aus der unten—
stehenden Tabelle folgt, in der außerhalb des Harzes gelegenen Strecke etwas stärker
als in der oberen Strecke ist, so liegt das daran, daß die Oker in dem flacheren Ge—
lände, wie angegeben, ihre Hauptrichtung mehrfaͤch ändert. Wie die untenstehende
Tabelle weiter zeigt, folgt der Wasserlauf in beiden Abschnitten sehr eng den
Biegungen des Thales, da in beiden die Laufentwicklung im Thale sehr gering ist.
Bald unterhalb der Einmündung des Eckerbaches findet im Mittellaufe,
in dem die Oker zunächst noch die allgemeine nordnordöstliche Richtung bei—
behält, eine Flußtheilung statt, indem sich nach links ein durch eine Schleuse ab—
sperrbarer Seitenarm, der sogenannte Mühlengraben, abzweigt, der sich erst etwa
10 kmm weiter unterhalb, bei Dorstadt, mit dem Hauptbache wieder vereinigt.
Unmittelbar an der Vereinigungstelle wird abermals ein Mühlengraben abgeleitet,
der indessen schon wieder etwa 1Km flußabwärts in die Oker einmündet; hier be—
findet sich gleich unterhalb der Abzweigung des Mühlenbaches zur Erzeugung
des zum Mühlenbetriebe erforderlichen Staues ein Wehr in der Oker.