298 —
Braunschweig findet das Hochwasser infolge der vielen Hindernisse nur mangel—
hafte Vorfluth, die aber noch weiter vermindert wird durch den außerordentlich
schlechten Zustand des Mittelwasserbetts. Viele sonst gute Ländereien leiden
deshalb hier ständig unter Nässe. Entwürfe zur Beseitigung dieser Uebelstände
sind zwar schon am Ende der fünfziger und am Anfange der sechziger Jahre
aufgestellt worden, aber nicht zur Durchführung gelangt.
4. Wasserbeuntzung.
In den früheren Abschnitten ist schon hervorgehoben worden, daß die
Wasserkraft des Flusses in ausgiebigster Weise ausgenutzt wird und daß das
Wasser auch in der untersten Flußstrecke in ausgedehntem Maße für Bewässerungs—
zwecke Verwendung findet. Ebenso ist darauf hingewiesen, daß die Wasserver—
sorgung der Stadt Braunschweig bis jetzt aus der Oker geschieht. In nächster
Zeit tritt aber das neue Wasserwerk in Betrieb, das die Stadt mit dem am
Dovensee im Schunterthale gewonnenen Grundwasser versorgt. Doch bleibt die
bisherige Anlage an der Oker zur Aushülfe in Nothfällen noch daneben bestehen.
Bei Braunschweig wird indessen der Fluß nicht mehr, wie in früheren Jahren,
zur Fortführung der Fäkalien benutzt; vielmehr werden diese und die Abwässer
durch eine Schwemmkanalisation auf die im Nordwesten Braunschweigs, auf dem
linken Okerufer zwischen Watenbüttel und Rothemühle gelegenen Rieselfelder des
städtischen Gutes Steinhof geschafft.
In anderer Weise geschieht aber eine Verunreinigung des Wassers dadurch,
daß die Abwässer der Zuckerfabriken in den Fluß geleitet werden. Zwar werden
für die Reinigung der Abwässer meist Rieselfelder angelegt und in Braunschweig
besteht in dieser Beziehung die Vorschrift, daß für je 10 t täglich verarbeiteter
Masse eine Rieselfläche von 1 ha anzulegen ist; aber die Reinigung ist meist
ungenügend, sodaß namentlich der Fischbestand darunter stark leidet. Neuerdings
kommen auch Verunreinigungen durch Abwässer aus Chlorkaliumfabriken vor,
die einen recht bedenklichen Umfang annehmen. Die Fischereiverhältnisse sind
daher hier durchaus nicht günstig, zumal keinerlei Vorkehrungen zu Gunsten des
Fischbestandes getroffen sind. Am häufigsten kommen in der Oker und ihren
Seitengewässern Forellen, Schmerlen, Barben und Weißfische vor, die ersteren
aamentlich in den kleinen Harzflüssen.
Im 13. Jahrhundert war die Schiffahrt auf der Oker von Braunschweig
abwärts, die sich unter Benutzung der Aller und Weser bis Bremen erstreckte,
nicht unbeträchtlich, zumal der Verkehr auf den Landstraßen damals sehr schwierig
war. Braunschweig war damals ein Haupt-Stapel- und Umschlagplatz für den
Handel mit dem östlichen Hinterlande. Indessen ging die Schiffahrt infolge der
ungünstigen Flußverhältnisse mehr und mehr zurück. Ein im 15. Jahrhundert
unternommener Versuch, sie durch Aufräumen des Flußbetts und durch Beseitigung
der inzwischen eingebauten Mühlen wieder zu heben, schlug fehl. Danach hat
dann der Schiffverkehr auf der Oker gänzlich aufgehört.