3. Abtheilung. 3. Kapitel.
Die PLeine.
J. Ilußlauf und Ilußthal.
1. Uebersicht.
Die Grundrißgestaltung der bei Leinefelde auf dem Eichsfelde entspringen⸗
den Leine ist sehr einfach. Zunächst fließt sie bis Arenshausen hin fast genau
nach Westen, wendet dann aber kurz um und nimmt nun ihren Weg in nördlicher
bis nordwestlicher Richtung. Nur an zwei Stellen weicht sie von dieser Richtung
erheblich ab, einmal gleich unterhalb Hannover, wo sie, das Niederschlagsgebiet
durchquerend, ihren Weg nach Westen bis zur Einmündung der Sachsenhagener
Aue nimmt, und sodann unterhalb Neustadt a. R., wo sie nach Osten zurückbiegt,
um dann wieder annähernd die alte Richtung aufzunehmen. Dadurch entsteht
ein weiter, nach Osten offener Bogen, in dessen Scheitel ungefähr Neustadt liegt.
Das Gefälle ist im ganzen Laufe der Leine, auch am Oberlaufe sehr mäßig,
sodaß die Fluthwellen einen sehr ruhigen Verlauf nehmen würden. Indessen
wird eine lebhaftere Bewegung durch die Rhume und die Innerste hineingetragen,
die ihr Wasser aus dem Oberharze empfangen. Doch hat sich auch bei diesen
die stürmische Bewegung des Hochwassers, die in ihren oberen Strecken statt—
findet, bei der Einmündung wesentlich gemäßigt, sodaß sie in der Leine nur noch
stark abgeflachte Fluthwellen erzeugen.
Die Leine ist in ihrem Oberlaufe ein verhältnißmäßig unbedeutender Wasser⸗
lauf, erst durch den Zufluß der Rhume und Innerste verstärkt sich ihre Wasser—
führung so, daß sie auch bei kleinstem Wasserstande noch immer 12 cbm Wasser
abführt, während ihre Hochwassermengen ungefähr das 80-fache hiervon betragen.
Von Hannover ab gilt die Leine als schiffbar, und thatsächlich hat hier
auch früher ein lebhafter Verkehr von kleinen Schiffen stattgefunden. Infolge
der ungünstigen Fahrwasserverhältnisse ist dieser Verkehr aber nach Einführung
des Eifenbahnverkehrs mehr und mehr zurückgegangen, sodaß er jetzt fast voll—
ständig aufgehört hat. Nur die unterste Strecke von Bothmer ab zeigt noch einen
etwas lebhafteren Verkehr von kleinen Schiffen.