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2. Grundrißform.
a) Oberlauf.
Neben dem künstlich aufgehöhten Körper des Bahnhofs Leinefelde entspringt
in einer Höhe von 340 mm die Leine als ein unscheinbares Bächlein. Bald erhält
sie aber auf ihrem westwärts gerichteten Laufe Zufluß durch verschiedene kleine
Wasserläufe. Sie hält die westliche Richtung, an Beuren, Wingerode, Heiligen⸗
stadt und Uder vorbeifließend, im Allgemeinen ziemlich genau inne bis Arens—
hausen, weicht dabei aber in vielen kleineren Biegungen bald nach Norden, bald
nach Süden etwas aus. Von Arenshausen ab erfolgt eine Aenderung der Haupt—
richtung, indem die Leine zunächst nach Nordwest und dann etwas weiter unter—
halb, von N.-Gandern ab, nach Norden umschwenkt. Diese Nordrichtung behält
sie auf der ganzen übrigen Strecke ihres Oberlaufs bei, indem sie im Einzelnen
allerdings manche Biegung macht, aber sich doch nur wenig von der graden
Richtung entfernt. Stärkere Biegungen sind besonders bei der Einmündung der
Wende oberhalb Göttingen, bei Marienstein und Northeim vorhanden.
Auf der nach Norden gerichteten Strecke finden zwei größere Theilungen
des Wasserlaufs bei Friedland und Göttingen statt. Bei Friedland zweigt ober—⸗
halb des Ortes ein im Anfang der siebziger Jahre künstlich angelegter Arm, die
sogenannte N. Leine, auf der Ostseite ab und vereinigt sich erst unterhalb der
Stadt nach einem etwa 1,3 kmelangen, fast ganz graden Lauf wieder mit dem
westlichen, dem Mühlen-Arm. Die Anlage des künstlichen Armes erfolgte hier
zugleich mit der Errichtung eines Deiches und mit dem Umbaue der Brüuͤcke zur
Verbesserung der Vorfluth und zur Sicherung des Ortes gegen Ueberschwem—
mungen. Bei Göttingen trennt sich etwa 1 kmoberhalb der Stadt von dem
Hauptlaufe der sogenannte Kanal ab, der seinen Weg durch die Stadt nimmt
und sich dann etwa 1,5 kmm unterhalb der Stadt mit dem eigentlichen Laufe
wieder vereinigt. Früher zweigte von dem Kanale der Stadtgraben ab, der die
Stadt Göttingen umzog; jetzt ist dieser Graben aber zum Theil verschüttet und
überbaut. Das Gefälle des Seitenarmes wird sowohl oberhalb der Stadt, wie
in und unterhalb derselben in mehreren Mühlen ausgenutzt.
Ueber die Entwicklungsverhältnisse des Oberlaufs und der beiden Haupt⸗
strecken, nämlich der oberhalb Arenshausen vorzugsweise nach Westen und der
unterhalb dieses Ortes vorwiegend nach Norden gerichteten Strecken, giebt die
am Ende dieses Abschnitts befindliche Tabelle Aufschluß. Man erkennt aus den
geringen Werthen für die Entwicklung des Flußthals in jeder dieser beiden
Strecken, daß das Thal den durchgehenden Hauptrichtungen sehr genau folgt.
Die etwas höheren Zahlen für die Entwicklung des Flusses selbst kommen ledig—
lich auf Rechnung der kleinen Krümmungen. Den Einfluß, den die bei Arens—
hausen erfolgende Richtungsänderung auf die Werthe für die Entwicklung hat,
ersieht man ohneweiters aus einem Vergleich der Zahlen für die beiden ein—
zelnen Strecken und für den ganzen Oberlauf. Während nämlich die Thal—
entwicklung in der westwärts gerichteten Strecke nur 5,7 o/0 und in der nordwärts
gerichteten Strecke nur 4380,0 ist, beträgt die Thalentwicklung des ganzen Ober—