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der Oker und Innerste, zumal das Wasser des Harzes der Leine auf zwei ganz
getrennten Wegen, nämlich durch die Rhume und durch die Innerste zufließt.
Dies ist besonders für den Verlauf der Hochfluthen wichtig, da die Gliederung
des Gewässernetzes mit sich bringt, daß das Hochwasser der Innerste dem der
Rhume gewöhnlich bedeutend vorauseilt. Der Weg, den das Wasser von der
Quelle der Oder aus durch diesen Bach, den Unterlauf der Rhume und dann
weiter in der Leine bis zur Mündung der Innerste hin zu durchlaufen hat, über—
trifft die Lauflänge der Innerste nämlich um 58,9 kKmäoder 5090/5, während die
gesammte Fallhöhe von der Quelle der Oder aus gerechnet nur um 63 moder
110/0 größer ist als für die Innerste. Obschon aber die Hochwasserwellen der
Leine hierdurch eine merkliche Dehnung erfahren, führt sie ihr Wafser immerhin
sehr viel lebhafter ab als die Aller, da sie nicht allein ein stärkeres Gefälle hat,
sondern ihr Gebiet auch ziemlich bis zur Mündung der Innerste hin fast nur
aus Bergland besteht und erst in dem äußerst gefällarmen Gelände, das zum
Unterlaufe des Flusses entwässert, Sümpfe, Moore und Heiden auftreten. Auch
die Niederschlagshöhe ist infolgedessen im Gebiete der Leine größer als in dem
übrigen Theile des Allergebiets, und zwar beträgt sie in letzterem 644 win,
dagegen im Gebiete der Leine einschließlich dessen der Innerste 704 mun. Ihrem
Abflußvorgange nach nimmt die Leine somit eine gewisse mittlere Stellung
‚wischen der Aller und Oker ein, weshalb wir auf die S. 260/62 und S. 299
gegebenen Uebersichten verweisen können. Besonders treffen die dortigen Be—
merkungen über die Wasserstandsbewegung im Kreislaufe des Jahres auch für
die Leine zu; betreffs der Hochwassererscheinungen ist namentlich zu bemerken,
daß aus der S. 261 erwähnten Ursache die Sommerhochwasser sowohl ihrer
Zahl wie auch ihrer Größe nach gegen die Winterhochwasser zurückbleiben, wenn
in der Höhe auch lange nicht so sehr wie in der Zahl.
Der Rhume und Innerste, die zusammen 370,0 des ganzen Leinegebiets
entwässern, kommt von den übrigen Seitengewässern keins auch nur annähernd
an Bedeutung gleich. Dieselben zeigen fast sämmtlich die Eigenart kleiner, schnell
fließender und dadurch zur Wassernutzung sehr geeigneter Berglandsgewässer,
deren Hochwasser in so kurzer Zeit in die Leine gelangt, daß deren Fluthwellen
gewöhnlich recht steil ansteigen, während nach dem Eintritte des Wellenscheitels
sich dann die schon erwähnte Dehnung der Fluthwellen einstellt. Selbst die
Sachsenhagener Aue, die ebenfalls mehrfach zum Mühlenbetriebe dient, besitzt
etwas von dem Gepräge eines aus dem Berglande gespeisten Gewässers.
3. Wasserstandsbewegung.
Die Pegelstellen am Ober- und Mittellaufe des Flusses, Bovenden bis Grasdorf,
sind sämmtlich mehr oder minder der Einwirkung der Stauwerke ausgesetzt, die das
Wasser den dort zahlreich vorhandenen Triebwerken dienstbar machen, ganz be—
sonders der Pegel bei Poppenburg. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß die Auf—
zeichnungen für die Pegel bei Bovenden und am Leinethurm bei Northeim grade
die Hochwasserverhältnisse nur unzureichend zum Ausdruck bringen. Bei Bovenden