Full text: Die Aller und die Ems (Band 4)

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indessen ist aber bereits im Flußbett und auf dem angrenzenden, der Ueber⸗ 
schwemmung bei Hochwasser ausgesetzten Gelände besonders zwischen den gröberen 
Geschiebemassen eine außerordentlich große Menge Pochsand vorhanden, die bei 
Uferabbrüchen und Ausrissen wieder aufgewühlt und vom Flusse bei Hochwasser 
fortgetragen wird. Trotz der Einrichtungen zur Zurückhaltung des Sandes macht 
sich daher der schädliche Einfluß der früheren Ablagerungen geltend; jene Ein⸗ 
richtungen werden deshalb erst nach geraumer Zeit zur Geltung kommen, dies aber 
umso früher, je eher eine Befestigung der Ufer, namentlich oberhalb Langelsheim, 
borgenommen würde. 
Bei jedem größeren Hochwasser wird jetzt, wie gesagt, der Pochsand und 
Pochschlamm aufgewühlt und auf das benachbarte Gelände gebracht. Während 
an anderen Flüssen die Ueberschwemmungen im Frühjahre die Fruchtbarkeit er— 
höhen, wird durch die Ueberschwemmungen der Innerste eine Unfruchtbarkeit 
des Geländes herbeigeführt. Theils entsteht diese durch die mechanische Ein— 
wirkung des Pochsandes theils aber auch durch die dem Pflanzenwuchse schäd⸗ 
liche chemische Beschaffenheit des Sandes und besonders des Schlammes, der 
außer Blei auch Kupfer, Zink und Arsenik, sowie lösliche schwefelsaure Salze 
enthält. Die Letzteren wirken dadurch schädlich, ja zerstörend auf die Vegetation, 
daß sie einen von Schwefelsäure sauren Boden erzeugen. Ganz besonders groß 
ist der hervorgerufene Schaden in der Nähe von Langelsheim, während oberhalb 
noch Baumbestände auch auf Pochsand mit lehmhaltigen Beimischungen gedeihen. 
Nach unten hin nimmt der durch den Pochsand und Pochschlamm herbeigeführte 
Schaden immer mehr ab, in dem Maße, als die von anderen Stellen zugeführten 
Wassermengen sich an der Wasserführung des Flusses betheiligen. 
Um sowohl den Pochsand wie auch das schädliche Stoffe enthaltende Hoch— 
wasser von den in der Nähe des Flusses gelegenen Ländereien abzuhalten, sind 
beide Ufer der Innerste in großer Ausdehnung von Deichen eingefaßt; nament— 
lich sind diese Deichanlagen oberhalb Hildesheim, wo sie streckenweise ununter— 
brochen sich am Flusse hinziehen, in größerem Umfange vorhanden, während sie 
unterhalb Hildesheim, wo sich die schädlichen Wirkungen nicht mehr so stark be— 
merklich machen, auf längeren Strecken überhaupt fehlen. An einzelnen Stellen, 
so beispielsweise bei Baddeckenstedt, rücken diese Deiche bis auf eine Entfernung 
bon 50 mm aneinander, während sie an anderen Stellen, beispielsweise bei Wart— 
jenstedt bis auf etwa 8300 mauseinander treten. 
Abgesehen von dieser künstlichen Begrenzung des Hochwasserbetts findet auch 
an einzelnen Stellen eine natürliche engere Begrenzung dadurch statt, daß der 
Fluß sich in dem weiteren Thale eine engere Hochwasserrinne ausgewaschen hat; 
besonders auch in den Schotterablagerungen unterhalb Langelsheim. Doch dehnt 
er sich bei größeren Anschwellungen auch über diese Rinne hin aus. 
Die natürliche Begrenzung des Hochwasserbetts ist in ihrer Breite sehr ver— 
schieden; im Allgemeinen wächst diese Breite aber nach der Mündung zu. Durch— 
schnittlich beträgt sie in den oberen Strecken etwa 200,800 m, nimmt fluß⸗ 
abwärts aber bis auf 700 m zu. Doch kommen auch Stellen vor, an denen die 
Ueberschwemmungsbreite etwa 1,4 kmmebeträgt.
	        
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