359
6. und 7. Form und Bodenzustände des Flußthals.
In der Nähe der Quelle, wo die Innerste dem natürlichen Gefälle des
Geländes folgt, ist das Thal breit und flach. Vom Flamsberge ab, von dem
aus der Wasserlauf dem allgemeinen Gefälle entgegen, wahrscheinlich einer von
Natur vorgezeichneten Spalte folgend, seinen Weg nach Norden nimmt, schneidet
er aber sich immer tiefer in das Gelände ein, sodaß die benachbarten Höhen
stellenweise um über 250 m höher als die Thalsohle liegen. Das Thal wird
daher hier in der schmalen, theilweise von ganz nackten Felswänden eingeschlossenen
Schlucht immer enger, sodaß hier die neben dem Flusse hinziehende Eisenbahn und
Straße stellenweise nur knapp Platz neben einander finden.
Von Lautenthal ab erweitert sich, wie schon oben angegeben ist, das Thal;
zugleich flachen sich auch die Thalwände mehr aus, sodaß sich hier ein günstigerer
Boden für den Wald vorfindet, der sich fast überall in das Thal hineinzieht.
Nach dem Austritt aus dem Harze bildet das Thal eine flache Mulde, in
die der Fluß, wie vorhin schon bemerkt, vielfach eine tiefere Rinne ausgenagt hat.
Immerhin ist diese Mulde, so lange der Fluß den Salzgau durchfließt, verhältniß—
mäßig schmal; erst unterhalb Baddeckenstedt verbreitert sich die Thalsohle auf
500/600 m durchschnittlich, sodaß hier neben dem Flusse größere Wiesen- und
Weideflächen Platz finden. Flußabwärts nimmt das Thal noch weiter an Breite
zu, sodaß es vor dem Uebergang in das Leinethal in der Sohle durchschnittlich
eine Breite von etwa 1 Kmeerlangt hat.
Während im Harze das Thal zum größten Theile bewaldet ist, kommen
unterhalb Langelsheim Flächen mit Baumbeständen im Flußthale nur ganz ver—
einzelt vor. Meist finden sich auf der Thalsohle Wiesen und Weiden, während
die flachen Thalwände, die hier überall aus gutem, thonhaltigem Boden bestehen,
als Ackerland benutzt werden.
II. Wasserwirthschaft.
1. Wasserwirthschaftliche Aulagen.
8 Eigentliche Flußbauten sind an der Innerste nicht zur Ausführung gekommen;
doch hat die Forstverwaltung' seit einer Reihe von Jahren in den im Harze ge—
legenen Nebenthälern zur Zurückhaltung der Schottermassen sogenannte Körbe
(Flechtzäune) eingebaut, die sich im Verhältniß zu dem geringen Kostenaufwande
gut bewähren. Im Uebrigen handelt es sich hauptsächlich um Bauten zum Schutze
der — den Anliegern hergestellt werden. Ein solcher Schutz ist wegen
des durch die Geschiebeführung veranlaßten Angriffs des Hochwassers auf die
Ufer namentlich in den oberen Strecken von Lautenthal ab dringend erforderlich.
Diese Uferschutzbauten werden aber durch die Anlieger durchaus nicht regelmäßig
und nach einem einheitlichen Plane, sondern von Fall zu Fall ziemlich regellos
und meist auch mit ungenügenden Mitteln hergestellt; sie fallen daher sehr leicht
den Angriffen des Wassers zum Opfer, zumal auch die Unterhaltung sehr mangel—