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Wegen dieser starken Verunreinigungen kommen Fische in der Innerste
oberhalb Hildesheim überhaupt nicht vor. Unterhalb Hildesheim ist zwar ein
geringer Fischbestand vorhanden, doch leidet er bei niedrigen Wasserständen, bei
denen die schädlichen Beimengungen verhältnißmäßig am größten sind, stets er—
heblichen Schaden. Die hier am häufigsten vorkommenden Fische sind Barbe,
Döbel, Plötze, Weißfisch, Hecht, Barsch und Aal; außerdem findet sich auch, wie—
wohl seltener, die Forelle vor.
III. Abflußvorgang.
Der Abflußvorgang der Innerste besitzt manche Aehnlichkeit mit dem der
Oker, da die Quellgebiete beider Flüsse unmittelbar benachbart und ziemlich den
gleichen Witterungseinflüssen unterworfen sind, ferner auch die Innerste den Harz
mit einem ziemlich bedeutenden, wenn auch dem der andern Harzgewässer nicht
gleich kommenden Gefälle verläßt und nur eine verhältnißmäßige geringe Länge
besitzt. Ein wichtiger Unterschied besteht jedoch darin, daß am Flußgebiete der
Innerste das Flachland nur in ganz geringem Maße betheiligt ist. Hiermit
hängt zusammen, daß im Oberlaufe nur 76/,0 der gesammten Fallhöhe vereinigt
sind (bei der Oker 950,0), sodaß auch außerhalb des Gebirges das Gefälle nicht
klein ist. Außerdem ist der Flußlauf hier großentheils eingedeicht, und so führt
die Innerste, abweichend von der Oker, ihr Hochwasser bis in die Mündung—
strecke sehr ungestüm ab, ohne daß die zahlreichen Stauwerke sich als nennens—
werthe Abflußhindernisse geltend machen.
Die reißendsten Hochwasser sind diejenigen, die durch starke Regenfälle im
Sommerhalbjahr entstehen, besonders wenn vorher schon längere Zeit Regenwetter
geherrscht hat, das die zahlreichen Sammelteiche des Quellgebiets (S. 94/97)
anfüllte und den Boden mit Feuchtigkeit sättigte. Während diese großen Sommer—
hochwasser verhältnißmäßig selten sind, ruft das Schmelzen des Schnees in jedem
Winter oder Frühjahre Hochwasser hervor, und wenn es dabei stark regnet, er—
reichen auch diese Anschwellungen eine gewaltige Höhe, was jedoch gewöhnlich erst
außerhalb des Gebirges der Fall ist, da bei diesen Hochwassern die Neile,
Nette und Riehe eine merklich stärkere Einwirkung ausüben, als bei denen im
Sommer. Doch haben diese Bäche öfter auch im Sommer Hochwasser, die be—
sonders bei der Neile und Nette recht stürmisch verlaufen können. Von diesen
Hochfluthen abgesehen, nimmt die Wasserführung nach dem Ende der Schnee—
schmelze rasch ab, und in der wasserarmen Zeit am Ende des Sommerhalbjahres
dürfte die Abflußmenge der Innerste öfter knapp 2 cbm/sec betragen.
Nach diesem allgemeinen Ueberblick verlohnen nur die wichtigsten Merkmale
der Wasserstandsbewegung eine nähere Hervorhebung, da durch die äußerst
lebhafte Wassernutzung, die sich an der Innerste entwickelt hat, dem Abfluß—
vorgange viel von seinem natürlichen Gepräge genommen ist.
Amtliche Aufzeichnungen des Wasserstandes erfolgen am Oberlaufe des
Flusses bei Lautenthal seit dem 1. Dezember 1887, an seinem Mittellaufe bei
Ringelheim seit dem 1. Januar 1888, am Unterlaufe bei Marienburg und Ahr—