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Kreis Heiligenstadt.
wichtigen Straßenzügen ließ hier einen fränkischen Königshof erstehen, auf den
heute noch die älteste Kirche von Heiligenstadt, die Martinskirche auf jenem
Berge, hinweist. Dreimal weilten deutsche Kaiser hier in ihrem Hofe: Kaiser
Otto II. stellte hier eine Urkunde aus am 23. November 973 (Dobenecker, Reg.
Thuring. I, No. 457), und Kaiser Otto III. zwei Urkunden am 20. Januar 990
(Dobenecker I, No. 539 u. 540); auch Kaiser Friedrich I. Barbarossa stellte
hier zwei Urkunden aus am 29. Mai 1153 und eine am 20. Januar 1169 „zu
Heligstat“ (Dobenecker II, No.50, 51 und 376). Königsgut wird 1022 im Dorfe
Geislaha (Geisleden) genannt.
Die zu dem Königshofe gehörigen Eigenleute wohnten dicht am Ostfuße
des Berges bis an die Geislede, die spätere Gikgasse und Stadtmauer (s. Abb. 74 D).
Durch diese Ansiedlung war die Gründung eines Dörfleins erfolgt, das als
Zubehör des fränkischen Königshofes mit diesem „Heiligenstadt“ genannt wurde.
Die Bewohner des Dörfchens besuchten wie die Bewohner des Hofes die auf
liesem erbaute, dem heiligen Martinus geweihte Kirche. — In dieser soll
bereits Erzbischof Otgar von Mainz (825 bis 847) Reliquien des heiligen Sergius
gebracht und ein ciborium auf dem Altar nach dem Brauche der Zeit gestiftet
haben. Dieses ciborium soll Erzbischof Rhabanus Maurus von Mainz (858 bis 855)
haben vollenden und die Reliquien des heiligen Sergius in eine Kapsel einfassen
lassen. Erzbischof Rhaban Maurus wird das haben tun lassen, nachdem er an
ainem 1. November den wahrscheinlich zweiten Bau der St. Martinskirche (auf
dem Königshofe) Heiligenstadt feierlich eingeweiht hatte. Nach Mitteilung der
Heiligenstädter Martinsstifts-Geistlichkeit an Papst Paul II. im Jahre 1469 wurden
damals noch in ihrer Stiftskirche die Leiber der beiden Heiligen Sergius und
Bacchus aufbewahrt, und nach einer Urkunde Kaiser Heinrichs II. vom Jahre 1022
»uhten im Münster Heilgenstat auch die Körper der beiden heiligen Märtyrer
Aureus und Justinus. In diesem Sinne spricht Erzbischof Heinrich von Mainz
in einer Urkunde vom 10. Juli 1144 von einem „Orte der heiligen Männer, der
in der Volkssprache Heligenstat heißt“ (Wolf I, 55). Die erste Erweiterung des
Urdorfes ging über die Geislede hinaus in den Winkel zwischen ihr und der
Stadtmauer (Abb. 74 Ib). Auf sie wird sich die Nachricht beziehen, „so weit
der Fronmühlen-Bann reichte, so weit hat sich das Dorf Heiligenstadt er-
streckt.“ In der Legende (Wolf, Geschichte von Heiligenstadt $ 4, S.10) wird
erzählt, die Bauern des der Martinstiftskirche nahegelegenen Dorfes Zuenchen
(d.h. zum Hänchen, zum Hainchen, zum Hagen = Knickhagen) hätten die Stadt
Heiligenstadt helfen bauen. Das soll wohl heißen, ihr Dörfchen ist der Anfang
der späteren (Alt-) Stadt Heiligenstadt gewesen.
Als ein deutscher Kaiser zwischen 990 und 1022 (wahrscheinlich Kaiser
Otto III. um 992) die nördliche Zent des Eichsfeldgaues einem KErzbischofe von
Mainz (anscheinend dem Erzbischofe Willegis) schenkte, ging der Königshof mit
seiner Martinskirche und mit dem Dörfchen Heiligenstadt an das Erzstift Mainz
über. Erzbischof Willegis weihte im Februar oder März des Jahres 1000 in
Helingunstat (d. h. in der Martinskirche) den Bischof Burchard von Worms.
Erzbischof Willegis hat das Stift bei der Martinskirche zu Heiligenstadt nicht
gestiftet, da von ihm ausdrücklich berichtet wird, er habe in Thüringen die
Stifter zu Dorla und Jechaburg gegründet. Sein Nachfolger Erzbischof Erkenbald