Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

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Kreis Heiligenstadt. 
Der 30 jährige Krieg mit seinen Einquartierungen und Plünderungen hat 
der Stadt argen Schaden getan, ebenso der große Brand von 1739, durch den 
405 Wohnhäuser mit Scheunen und. Stallungen in Asche gelegt wurden. 
Im Jahre 1800 bestanden 17 Gilden in Heiligenstadt, nämlich die der Bäcker 
‘mit 7 Gildegenossen), Barbiere ”(5), Färber (2); Häfner (5), Hutmacher (8), Knopf- 
macher (1), Krämer (26), Leinweber (15), Maurer (7), Metzger (21), Rasch- 
macher (5), Sattler (4), Schmiede (16), Schneider (10), Schreiner (9), Schuh- 
macher (26) und Seiler (2). 
Jahrmärkte besaß Heiligenstadt 1460 vier, zu denen später noch zwei 
neue kamen; sie wurden bis 1734 alle am Sonntage abgehalten. — Die Stadt 
Heiligenstadt hatte ihr eigenes Maß und Gewicht bis in die Neuzeit und eigene 
(erzbischöfliche) Münze, die noch 1399 und 1464 erwähnt wird. So lange Heiligen- 
stadt zu Kurmainz gehörte, hielten die Stände des Eichsfeldes jährlich ihren 
Landtag an der Nordgrenze der Heiligenstädter Stadtflur bei der Fegebanks- 
warte ab (seit etwa 1500), seit etwa 1750 zu Heiligenstadt in dem jetzigen 
Logenhause. 
Straßennamen. Die Stadt Heiligenstadt wurde von alters her in vier 
Viertel, nämlich in das obere und untere Viertel der Altstadt und in das obere 
und untere Viertel der Neustadt, und in drei Pfarrbezirke eingeteilt. Der Stift- 
pfarrbezirk umfaßte den Stiftsberg nebst dem Knickhagen und der Gickgasse. 
Die Altstadt bildete den Pfarrbezirk der Liebfrauenkirche und die Neustadt den 
der Ägidienkirche. — Die Stadt besaß 1800 zwei Hauptstraßen, die eine in der 
Altstadt und die andere in der Neustadt, und 21 Gassen: 1. die Hampelsgasse 
beim Geisleder Tore, 2. die Mühlen-, Klaus- oder Nikolausgasse, 3. die Riemen- 
vasse, dem Polizeihause gegenüber, jetzt Postgasse, 4. der Heimenstein, der Bezirk 
bei der Nikolauskapelle, 5. die Schlagemühlengasse bei der Ölschlagemühle, hat 
früher Judengasse geheißen, 6. die Ratsgasse beim alten Rathause, 7. die Lauer- 
vasse, 8. die Stubengasse (bei der alten Badestube) mit der Kollegiumsgasse 
(nach dem ehemaligen Jesuitenkollegium), 9. die Kupfergasse (nach den Kupfer- 
schmieden), 10. die Webergasse (auch Strumpfgasse, wo die Woll- und Lein- 
weber und Strumpfstricker gewohnt haben), 11. die Kuhgasse, 12. die Fron- 
mühlengasse, 13. der Knickhagen, 14. die Sperbersgasse unter der Statthalterei, 
15. die Gickgasse bei der Gick- oder Schreimühle, 16. die Steinstraße vom Berg- 
tore bis an den Schöllbach, 17. die Schöllbachsgasse am Schöllbache, 18. die 
Windische Gasse (nach ihren früheren wendischen Bewohnern genannt), 19. die 
Kirchgasse bei der Knaben- und Mädchenschule in der Neustadt, 20. die Vogel- 
gasse, gegenüber der Schlagmühlengasse, 21. die Zuchthausgasse am Polizeihause. 
1856 waren 12 Mühlen vorhanden: die Papiermühle, Leinemühle, Herren- 
mühle (Fronmühle), Gickmühle, Ratsmühle, Schlagmühle, Klausmühle, Kapps- 
mühle, Lins Mühle, Kupfermühle, Walkmühle, Lohmühle. Auf dem mehr- 
erwähnten Plane von 1646 sind — ohne die beiden außerhalb — 9 angegeben. 
Befestigung und Kriegswesen. Nach dem Flukschen Abrisse besaß 
die Stadt Heiligenstadt 1646 eine innere und eine äußere Stadtmauer: 
durch welche drei Doppeltore in die Stadt führten. Die innere Stadtmauer, 
welche 20 bis 30 Schuh hoch, 6 Schuh dick und inwendig mit einer Brust- 
wehr (Wehrgange?) versehen war, hatte 16 (12 halbrunde und 4 viereckige)
	        
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