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Kreis Heiligenstadt.
gegenüberliegende Wand trennt eine Krypta und darüber angeordnete Empore
vom Mittelschiffe ab. Zwei geschickt nebeneinander gruppierte Türen (s. Abb. 106)
führen zu den Treppen, die zu den beiden Räumen hinunter und hinauf führen.
Während über der Empore zwei normale Kreuzgewölbe ausgebildet sind, wie
gegenüber, ist die Krypta, die den Rest einer älteren Anlage darstellt, zwei-
schiffig ausgebildet und enthält je drei Kreuzgewölbe, von denen das westlichste
auf ?/, Größe durch die Mauer gegen das Schiff abgeschlossen worden ist. Ent-
sprechend dem östlichsten Gurtbogen der Krypta legte man nämlich die Achse
des Gurtbogens im neuen Mittelschiffgewölbe. Dessen zweites Joch traf auf
Abb. 79. St. Martin. Grundriß der nördlichen Empore.
Zweidrittel des dritten Kryptajoches und verursachte so dessen unorganischen
Abschluß.
Die bei Betrachtung des Grundrisses sehr ins Auge fallenden Unregel-
mäßigkeiten der Ausbildung der Seitenschiffe, die besonders westlich von dem
Joche auftreten, das den Abschluß des Herrenchors bildet, haben nicht nur in
Unregelmäßigkeiten bei der Bauausführung ihren Grund. Offenbar ist die Chor-
partie bis zu jener Stelle zuerst gesondert aufgeführt worden. Dies wird auch
durch eine leicht erkennbare Anschlußverzahnung westlich von diesen Pfeilern
bewiesen. Der Architekt des folgenden Bauteiles beabsichtigte die nächsten drei
basilikalen Joche in der Richtung der Längsachse sehr schmal zu gestalten und
wollte erst dem nächsten Joche, das nach beiden Seiten Eingänge enthalten
sollte. eine vorzügliche Breite geben. Um nun dennoch eine einigermaßen