Full text: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Heiligenstadt

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Kreis Heiligenstadt. 
gleichmäßige Einteilung der Strebepfeiler und Fensterachsen zu ermöglichen, 
deren System durch die beiden bestehenden Joche schon gegeben war, waren 
künstliche Mittel nötig. Beim südlichen Seitenschiffe half man sich bei geringer 
Schrägstellung der Gurtbögen stellenweise dadurch, daß man die Strebepfeiler 
nach Bedarf gegen die Richtung der Bogenkämpfer verschob. Beim gegenüber- 
liegenden Seitenschiff scheint die Erhaltung eines kleinen, jetzt vermauerten 
Portals, das, nach seiner Profilierung 
zu schließen, auch der älteren Anlage 
der Krypta angehört, die sehr erheb- 
lichen Verzerrungen der Joche ver- 
ırsacht zu haben. Außerdem sind hier 
Verschiebungen der Strebepfeiler gegen 
die Anfallpunkte der Gurtbögen zu 
bemerken, für die, wie zum Teil auch 
gegenüber, kein anderer Grund wie 
Nachlässigkeit in der Bauausführung 
zu finden ist. 
Auffällig scheint ferner das Fehlen 
eines Strebepfeilers am westlichen Teile 
der Südfront. Hier hat der Kreuz- 
rang angelegen, der in der sogenannten 
westfälischen Zeit abgebrochen wurde 
siehe den Stadtplan des Jahres 1646, 
Abb. 73). Die Ausbildung des west- 
ichsten Joches beim nördlichen Seiten- 
schiffe mit zwei Kreuzgewölben hat 
'hren Grund anscheinend auch in dem 
Jestehen alter Mauerteile zur Zeit der 
Zrbauung dieses spätesten Bauteiles. 
[n der Südwestecke des Doppeljoches 
hier befindet sich nämlich ein Rest 
von drei Seiten eines in den Wänden 
verschwindenden Achteckspfeilers, wie 
solche in der heutigen Kirche nirgends 
vorhanden sind. Die Gewölberippe 
darüber setzt in drei Höhen überein- 
ander von neuem an und erst der 
oberste Kämpfer bildet das bestehende Gewölbe (s. Abb. 82). Hase will hieraus, 
sowie aus einigen Eigentümlichkeiten an der Beschaffenheit der Außenmauer 
schließen, daß dieser Mauerteil aus der Zeit der Krypta stammt.!) 
System des Aufbaus. 
Der Querschnitt durch die Kirche (Abb. 83) zeigt das normale System der 
Basilika. Der Schub der Mittelschiffgewölbe wird nicht durch Strebebögen. 
') K.W. Hase, Erläuterungen usw., S.2 u. 83.
	        
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